Mit dem richtigen Stimmeinsatz gut durch die Pandemie

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Die Covid-19-Pandemie betrifft alle Bereiche unseres Lebens – auch die Arbeit. Seit nun über einem Jahr müssen wir uns mit einer neuen Lebensrealität abfinden. Für viele Menschen heißt das: Home-Office – auch für Anwältinnen und Anwälte, die sonst den engen Kontakt mit Mandantinnen und Mandanten gewohnt sind. Dadurch rückt ein Werkzeug oder Soft Skill mehr in den Fokus als sonst: die Stimme. Sie spielt aber für Juristinnen und Juristen auch in Präsenz eine bislang unterschätzte Rolle.
Die durch Corona veränderte Lebensrealität hat uns alle vor neue Herausforderungen gestellt. Noch vor einem Jahr ging es hauptsächlich darum, sich überhaupt erst einmal im Arbeiten von zu Hause aus einzufinden. Wo führt man Videokonferenzen am besten durch? Was sollte im Hintergrund zu sehen sein? Wo sollte das Licht herkommen? All diese Dinge sind nach einem Jahr Pandemie klarer. Ein Problem bleibt: die Belastung der Stimme im Home-Office – und ihre Rolle.

Die Stimme als akustische Visitenkarte
Die Stimme hat als Soft Skill im anwaltlichen Bereich bisher eher eine stiefmütterliche Rolle gespielt – zu Unrecht. Denn sie ist immer dabei. Es lohnt sich also, ihr besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Wer sie richtig einzusetzen weiß, schafft sich eine akustische Visitenkarte.

Anwältinnen und Anwälte bieten eine Dienstleistung an, die nur dann angenommen wird, wenn ein gewisses Vertrauen in die Persönlichkeit herrscht. Wie aber stellt man dieses Vertrauen her? In den meisten Fällen gelingt das durch Authentizität. Diese hängt von verschiedenen Faktoren ab, entsteht aber unter anderem durch den guten und richtigen Einsatz der eigenen Stimme.
Man kennt das von sich selbst: Wir nehmen die Menschen als authentisch wahr, die ein rundes Gesamtbild abgeben. Und dazu gehört, dass die Stimme ins Bild passt und einen guten Eindruck auf das Gegenüber macht. Wie wichtig das ist, merkt man erst, wenn das nicht der Fall ist – oder wenn es stimmliche Probleme gibt. Der Track-Record der Stimme ist unsichtbar. Das soll heißen: Niemand wird etwa eine Absage seiner Mandatierung damit begründen, dass die Stimme des entsprechenden Anwalts, der entsprechenden Anwältin nicht überzeugend gewesen wäre. Der Einfluss der Stimme auf das Unterbewusstsein unseres Gegenübers ist jedoch groß – nur sichtbar und kommuniziert wird er selten.

Home-Office – Dauerbelastung für die Stimme
Probleme mit der Stimme entstehen im Home-Office ­allein schon durch deren dauerhaften Einsatz. Während wir im normalen Arbeitsalltag viel durch Körpersprache, ein Nicken, Kopfschütteln oder andere Signale ausdrücken können, funktioniert das im Home-Office nicht mehr so gut. Ob in Konferenzen oder Telefonaten: Die Stimme gewinnt an Wichtigkeit, sie wird zum Zentrum dessen, was andere wahrnehmen. Das heißt, sie wird auch zusätzlich beansprucht. Das kann zu Ermüdungserscheinungen führen. Am Ende eines vollen Tages klingen wir matt, die Stimme verliert an Glanz und Klang, sie kratzt, und der berühmte „Frosch“ macht sich im Hals breit. Wer sich dann viel räuspert, verstärkt den Effekt um ein ­Vielfaches. Und das sind nur die Probleme, die von einer gewissen Stimmbelastung herrühren.

Authentizität erreichen
Viele Leute haben aber schon Probleme mit ihrer Stimme, bevor sie überhaupt anfangen zu sprechen. Und diese sind vielfältig: Reibeisenstimme, Fistelstimme, Nuscheln, ein eher piepsiger Stimmklang, monotones Sprechen bis hin zu Stottern oder Lispeln. Durch die modernen Wege der technischen Übertragung werden diese an sich schon schwierigen Probleme dann noch zusätzlich in Szene gesetzt, denn Mikrofon und komprimierte Übertragung tun ihr Übriges. Über das Internet wird unsere Stimme nicht genauso übertragen, wie wir sie von uns geben – oder gerne hören würden. Hier werden Frequenzen weggeschnitten, die der Stimme im echten Leben die Lebendigkeit verleihen. Und das wirkt wie ein Brennglas auf die vorhandenen stimmlichen Probleme.
Die Lösung der meisten Stimmprobleme liegt jedoch bei jedem selbst: die Indifferenzlage. Jeder Mensch verfügt über eine Tonlage, in der er besonders bequem und ausdauernd sprechen kann. Und weil ihm oder ihr diese Tonlage so gut liegt, wirkt sie auch besonders authentisch. Auch auf die technische Übertragung wirkt sich die Indifferenzlage positiv aus. Denn wo keine Probleme mit der Stimme vorhanden sind, werden sie auch nicht übertragen.
Diese Tonlage zu finden und sich auch über längere Zeit in ihr zu bewegen, ist uns eigentlich von Natur aus gegeben. Kulturelle Überformung und schlechte stimmliche Angewohnheiten führen im Lauf des Lebens dazu, dass man sich oft die eigene Indifferenzlage schon vor der Pubertät abgewöhnt hat. Einen neuen Zugang zu ihr kann man sich jedoch erarbeiten – durch Stimmtraining, das am besten von einem qualifizierten Coach angeleitet wird. Damit kann der authentische Klang der eigenen Stimme wie ein Schatz gehoben werden.

Atmung als Schlüssel zur guten Stimme
Das Stimmtraining mit einem guten Coach kann Juristinnen und Juristen helfen, sowohl von Mandantinnen und Mandanten als auch von Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten als angenehm wahrgenommen zu werden. Ein gutes Stimmtraining jedoch setzt noch weit vor dem gesprochenen Ton an: bei der Atmung. Es mag banal klingen. Doch die meisten Menschen haben sich angewöhnt, flach in den Brustkorb einzuatmen. Um gut zu sprechen, braucht es aber mehr Tiefe. Wer klangvoll sprechen will, sollte sich auf eine tiefe Bauch- und Rückenatmung konzentrieren. Das bewirkt, dass die Kraft zum Sprechen nicht aus dem Rachenraum kommt, was oft einen engen Klang mit niedrigem Frequenzspektrum produziert. Die Kraft kommt dann aus dem ganzen Körper. Das fördert einen angenehmen Stimmklang, die Lautstärke lässt sich leichter kontrollieren, und im ganzen Körper eröffnen sich Resonanzräume, die die Stimme tragen können.

Stimmcoaching – für Stimme und Gesundheit
Darüber hinaus arbeitet ein gutes Stimmcoaching mit dem Singen von Tönen. Denn über Gesang kann man sich neue Zugänge zur eigenen Stimme, zum Umgang mit diesem Werkzeug erarbeiten. Dieser neue Zugang ermöglicht eine gute Kontrolle über die Töne, die dann im Endeffekt auch beim Sprechen gebraucht werden. Wer sich das zunutze macht, kann hinterher beim Sprechen die Lorbeeren dafür ernten – ohne dabei gleich zum Opernsänger werden zu müssen.
Wer dem Gesang gegenüber Vorbehalte pflegt, dem sei gesagt: Das Singen fördert die körpereigene Produktion des Hormons Oxytocin, das oft als „Kuschelhormon“ bezeichnet wird. Es entsteht außer beim Singen beim zwischenmenschlichen Körperkontakt. Dieses Hormon sorgt für den Abbau des Stresshormons Cortisol und stärkt unsere Abwehrkräfte. Singen macht uns also gesünder, stressresistenter und glücklicher. Nicht nur in Zeiten der Pandemie kann das Trainieren der Stimme so einen Mehrwert für Kanzleien sowie Anwältinnen und Anwälte bringen: Weniger Ausfälle durch Krankheit – psychisch oder physisch – sind gewinnbringend für alle Beteiligten.
Im Corona-bedingten neuen Arbeitsalltag hat sich der Stimmeinsatz für den einen oder anderen als Problem herauskristallisiert. Doch Anwältinnen und Anwälte, die an diesem Problem arbeiten, werden auch langfristig und über das Home-Office hinaus dafür belohnt. Wer sich dem Soft Skill Stimme widmet, arbeitet gleichzeitig an seiner Karriere und seiner Gesundheit.

www.law-and-voice.de

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