Fünf Fragen an: Dr. Robin Fritz, Managing Partner, FPS Rechtsanwälte, Frankfurt am Main
Deutscher AnwaltSpiegel: Wie ist FPS bisher durch die Coronakrise gekommen?
Dr. Fritz: Meinen Kolleginnen und Kollegen und auch mir geht es gut. Wir sind in regem Austausch mit unseren Mandanten, um sie – wie auch unter normalen Umständen – bestmöglich zu unterstützen. Viele juristische Fragestellungen, die sich durch die Covid-19-Pandemie ergeben, haben wir über unsere im März gegründete Task Force 20 gepoolt. Wir sind wie bereits in den vergangenen Jahren auf Erfolgskurs. Die Covid-19-Pandemie hatte bisher keine negativen Auswirkungen auf unsere Wachstumsziele.
Deutscher AnwaltSpiegel: Welche Erkenntnisse haben Sie aus Managementsicht bereits gewinnen können – bezogen sowohl auf interne Strukturen als auch mit Blick auf den Markt?
Dr. Fritz: Die Krisenfestigkeit unserer internen Arbeitsorganisation hatten wir uns bisher nicht unter Bedingungen angeschaut, die mit Corona gleichzusetzen sind. Klar – wir haben Notfallpläne für die IT, wenn beispielsweise die Leitungen unserer Büros ins Rechenzentrum und der Internetzugang gekappt würden. Aber die Gefahr, dass einmal niemand mehr ins Büro gehen könne, war bisher sehr abstrakt. Wir waren äußerst überrascht, dass es keinerlei Arbeitsunterbrechungen gab und vom einen auf den anderen Tag einfach die Bedeutung von Videokonferenzen um ein Vielfaches gestiegen ist. Wir konnten erneut feststellen, dass der bei FPS gelebte Full-Service-Ansatz auch unter Coronabedingungen vorteilhaft ist. Stark transaktionsfokussierte Sozietäten spüren die Krise eher als wir, da wir sowohl mandatsseitig als auch inhaltlich breiter aufgestellt sind. In solchen Situationen spüren wir an allen unseren vier Standorten, dass wir gut aufgestellt und auf Kurs sind. Das stimmt mich dann auch sehr zufrieden.
Deutscher AnwaltSpiegel: Home-Office und das Arbeiten in virtuellen Teams scheinen ganz überwiegend zu funktionieren. Welche Schlüsse ziehen Sie daraus für die Zeit nach der Krise – insbesondere im Hinblick auf Präsenzzeiten im Office, Dienstreisen und die zukünftige Planung der Büroflächen?
Dr. Fritz: Diesen Fragestellungen widmen wir uns nicht erst seit März 2020. Die Arbeitsumgebung der Zukunft wird deutlich vielfältiger sein und mehr Arbeitsweisen unterstützen müssen. Die Frage nach Home-Office bleibt und stellt sich genau hier: Unterstützt das Home-Office meine Arbeitsweise, oder behindert es diese? Wenn ein Kollege drei Tage alleine an einem Schriftsatz arbeitet und mit Palandt, Zöllner und Beck-Online auskommt – klar, dann geht das zu Hause häufig sogar besser als im Büro. FPS als Unternehmen, das insoweit auch einen Kulturwandel erlebt, baut auf eine Kommunikation, die Präsenz voraussetzt. Changemanagement funktioniert bei uns einfach nicht über Webex oder Zoom. Die zukünftigen Büroflächen werden aber sicherlich pro Person kleiner dimensioniert werden.
Deutscher AnwaltSpiegel: Führt Corona nach Ihrer Einschätzung zu einem Digitalisierungsschub im Rechtsmarkt?
Dr. Fritz: Die Zeit seit März fühlt sich für viele Kollegen wie ein Designsprint an. In sehr kurzer Zeit und unter größerem externem Druck erarbeiten meine Kollegen und ich uns Fähigkeiten, um – auch ohne ein Handbuch zu haben – mit neuer Soft- und Hardware umgehen zu können. Im Home-Office gibt es nicht den Komfort, mal schnell den Kollegen im Nachbarbüro, der sich mit Legal-Tech, IT und Co. gut auskennt, zu rufen. Ja – es gibt einen Digitalisierungsschub. Aber dabei geht es mehr um Digital Skills als um klassisches Legal-Tech.
Deutscher AnwaltSpiegel: Schließlich – der Blick in die Glaskugel: Wagen Sie eine Prognose für den weiteren Verlauf des Jahres 2020?
Dr. Fritz: Mit dem Hellsehen kenne ich mich nicht aus. Aber: Solange es keinen Impfstoff oder kein Medikament gibt, werden wir mit Einschränkungen leben müssen – das trifft die Wirtschaft genauso wie das gesellschaftliche Miteinander.