Bitte antworten Sie: Dr. Georg Anders, Partner und COO bei HEUSSEN Rechtsanwaltsgesellschaft

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An Traditionen anknüpfen, aber zugleich neue Wege gehen – das kennzeichnet die Arbeit des Bundesverbands der Wirtschaftskanzleien in Deutschland (BWD). In dieser Ausgabe unseres Online-Magazins fourword setzen wir die Idee des berühmten Proustschen Fragebogens erneut um. Der französische Schriftsteller war es, der einem um die Wende zum 20. Jahrhundert beliebten Gesellschaftsspiel in Pariser Salons seinen Namen gab. Wir haben das Format und die Auswahl der Fragen auf die heutige Zeit (und hier und da auch auf den Rechtsmarkt) übertragen.

Dr. Georg Anders, Partner und COO bei HEUSSEN Rechtsanwaltsgesellschaft, hat unsere Fragen beantwortet.

Fourword: Angenommen, Sie müssten von heute auf morgen in ein Tiny House ziehen – von welchem Gegenstand trennen Sie sich auf keinen Fall?

Dr. Georg Anders: Von meiner Fender Stratocaster Gitarre, die ich mir von meinem ersten (damals fürst­lichen) Referendarsgehalt gekauft habe – vielleicht habe ich dann auch einmal die Gelegenheit, endlich vernünftig auf ihr spielen zu lernen. Und von meiner Schallplattensammlung – am Ende spielen die ­anderen doch besser.

Fourword: Welche Person inspiriert Sie?

Dr. Georg Anders: Inspirieren wäre anmaßend zu sagen, aber mich beeindrucken sehr stark Menschen, die sich selbst komplett hintanstellen, wie Alexei Nawalny, der für seine Überzeugung gestorben ist (eigentlich bereits, als er 2021 nach Russland zurückging), oder auch viele Menschen in unserem Gesundheitswesen und unseren Rettungsdiensten, die sich Tag und Nacht selbst gefährden, um anderen zu helfen.

Fourword: Was muss in Ihrem Vorratsschrank/Kühlschrank immer vorhanden sein?

Dr. Georg Anders: Als Bayer natürlich ein Bier (darf man das noch sagen?), etwas Butter für die Brezn, immer gerne Käse und auch Remoulade (damit kann man ganz viel retten). Außerdem etwas Honig, Marmelade oder anderer Süßkram.

Fourword: Wenn X + Y = Glück ist, was sind dann X und Y?

Dr. Georg Anders: X = das eigene Glück und Y = andere glücklich zu sehen oder gar machen zu können. Ich kann manchmal glücklich alleine auf dem höchsten Gipfel stehen und mich manchmal für andere freuen, auch wenn ich gerade wirklich nicht verstehe, woran sie so viel Spaß haben. Wahres Glück sind aber die unvergesslichen gemeinsamen Momente mit Familie und/oder Freunden.

Fourword: Gehören Sie zum Team Organisations- oder zum Team Improvisationstalent?

Dr. Georg Anders: Als Chief Operating Officer ist das vielleicht nicht die richtige Aussage (oder gerade doch?), aber bei mir ist es definitiv die ­Improvisation – ob talentiert, weiß ich nicht, aber inzwischen mit viel Erfahrung. Und keine Organisation, jedenfalls habe ich noch keine gesehen, kann so gut sein, dass sie ohne Improvisation auskommt.

Fourword: Cristiano Ronaldo betritt das Fußballfeld vor jedem Spiel mit dem rechten Fuß zuerst. Haben Sie ein „Pre-Game-Ritual“ vor wichtigen Terminen?

Dr. Georg Anders: Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass die meisten Termine immer anders ­ablaufen, als man sich das vorgestellt hat. Vielleicht hat das auch mit meiner Antwort auf die vorherige Frage zu tun, aber für ­einen erfolgreichen Termin muss man auch in der Lage sein, ad hoc auf geänderte ­Umstände, vielleicht einen völlig anderen Gesprächspartner oder einen gänzlich ­unerwarteten Verlauf, reagieren zu können. Natürlich gehört aber auch gute Vorbereitung dazu – nichts macht eine Verhandlung erfolgreicher als Fakten, denen die andere Seite schlicht nichts mehr entgegenzu­setzen hat.

Fourword: In welchem Aspekt unterscheidet sich Ihr Leben heute am meisten von dem, das Sie vor zehn Jahren geführt haben?

Dr. Georg Anders: Im privaten Bereich sicherlich der Umstand, dass mein Sohn zwischenzeitlich ­erwachsen geworden ist – auch wenn er ­immer noch gerne mit mir Skifahren geht. Beruflich ist es die Digitalisierung, und hier sind es in erster Linie die geänderten Kommunikationsmöglichkeiten. Oft denke ich mir aber, hier hätte ein Telefonat auch ­genügt und nicht unbedingt gleich ein Teams-Meeting mit fünf Teilnehmern.

Fourword: Welche Charaktereigenschaft schätzen Sie besonders an anderen Menschen?

Dr. Georg Anders: Offenheit und gleichzeitig Respekt. Ich ­hasse es, wenn man bei jemandem nicht weiß, woran man ist, oder arrogante Menschen. Ich sage den Leuten selbst gerne die Meinung, auch wenn das natürlich nicht immer gut ankommt – trotzdem muss man dem anderen immer zumindest seine ­Würde lassen. Dann können beide mit ­einem offenen Wort gut umgehen.

Fourword: Zurück in die Zukunft: Marty McFly leiht Ihnen für ein Wochenende seinen DeLorean – wohin reisen Sie zuerst?

Dr. Georg Anders: Gar nicht so weit, vielleicht in die fünfziger oder frühen sechziger Jahre, und dann mit Grace Kelly am Strand von Nizza einen Cocktail trinken, Cary Grant beim Klettern über die Dächer zusehen und danach mit einem offenen Sportwagen ohne schlechtes Öko-Gewissen über die Corniche brausen.

Fourword: Mit welcher realen Person oder welchem fiktiven Charakter identifizieren Sie sich morgens um 8.00 Uhr und abends um 20.00 Uhr?

Dr. Georg Anders: Morgens beim Blick in den Spiegel jedenfalls ungern mit mir selber und abends manchmal mit Cinderella – der Ball hat schon begonnen, und ich suche noch meinen Schuh.

Fourword: Wenn Sie die Chance hätten, eine Woche bei einer Boulevardzeitung als Blattmacher zu arbeiten, welche Schlagzeile würden Sie produzieren?

Dr. Georg Anders: „Medikament gegen das Böse erfunden – WHO startet weltweite Impfaktion“.

Fourword: Spielen Sie gelegentlich privat den Advocatus Diaboli – oder lassen Sie den Juristen im Büro zurück?

Dr. Georg Anders: Meine Frau ist auch Anwältin, und wir ­bemühen uns, die Roben im Büro hängen zu lassen. Manchmal hilft aber der fachliche Blick eines Unbeteiligten am Küchentisch auf eine Fragestellung, die einen gerade ­besonders bewegt.

Fourword: Wenn Sie erfahren würden, dass Sie vermutlich nur noch 365 Tage zu leben haben, was stünde ganz oben auf Ihrer Bucket-List?

Dr. Georg Anders: Wenn ich genau noch ein Jahr hätte, würde ich dieses noch einmal in allen Facetten ­genießen – die Bergblumen im Frühjahr, die Seen und Biergärten im Voralpenland, den Indian Summer im Herbst und hoffentlich Schnee im Winter.

Fourword: Sie treffen die Göttin Justitia zu Nektar und Ambrosia auf dem Olymp, worüber unterhalten Sie sich, während Sie zu Tische liegen?

Dr. Georg Anders: Warum man ihr eigentlich die Augenbinde verpasst hat – ich finde es dreist von den Sterblichen, der Göttin zu unterstellen, dass sie sich durch Äußerlichkeiten blenden ­lassen würde.

Fourword: Wie unterscheiden sich heutige Berufseinsteiger von Ihnen, als Sie in dieser Situation waren?

Dr. Georg Anders: Die Berufsanfänger von heute kommen mir rückblickend viel selbstbewusster vor. Das ist auch gut so, solange sie dadurch nicht die Fähigkeit und den Wunsch zu lernen verlieren.

Hinweis der Redaktion:
Die Ausarbeitung der Fragen geht zurück auf Überlegungen der beiden ersten Praktikanten des BWD. Emma Fischer studiert inzwischen an der WHU, Matthias Bautsch an der Universität Passau. (tw)

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