Fünf Fragen an Dr. Jan Tibor Lelley, LL.M.

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Dr. Jan Tibor Lelley – langjähriger Strategischer Partner des Deutschen AnwaltSpiegels – ist neuer Partnerratsvorsitzender der internationalen Wirtschaftskanzlei Buse Heberer Fromm. Der renommierte Arbeitsrechtler hat den Partnerratsvorsitz der Kanzlei im Oktober 2020 übernommen. Gemeinsam mit dem Geschäftsführenden Partner Michael Krämer hat er viel vor und möchte dabei die intensiven Legal-Tech-Erfahrungen aus der Bearbeitung des Diesel-Mandats weiter nutzen.

Deutscher AnwaltSpiegel: Dr. Lelley, Glückwunsch zur Wahl zum Partnerratsvorsitzenden Ihrer Kanzlei. Welche strategischen Ziele haben Sie sich gesteckt, wohin wollen Sie Buse entwickeln?

Dr. Lelley: Herzlichen Dank! Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe. Nach dem Gesellschaftsvertrag unserer Kanzlei bin ich als Partnerratsvorsitzender auch dafür verantwortlich, das Business-Development für Buse zu fördern. Meine Aufgabe ist es also, unseren sehr guten Erfolg der vergangenen Jahre fortzusetzen. Und nicht nur das: Wir wollen nicht stehenbleiben, wir setzen auf noch mehr Wachstum. Hier sind die Weichen schon gut gestellt, und wir können auf unsere Erfolgsstrategie der vergangenen Jahre aufbauen. Die Strategie hat drei Säulen:

  1. fachliche Exzellenz, gepaart mit kompromissloser Dienstleistungsbereitschaft,
  2. niedriger Leverage bei den Berufsträgern und Berufsträgerinnen – wir wollen die Besten, nicht die meisten, und
  3. Vorsprung durch Einsatz von Legal-Tech.

Das wird der Dreiklang auch der künftigen Erfolgsstory von Buse sein.

Deutscher AnwaltSpiegel: Ihre Kanzlei hat intensive Erfahrungen aus dem Diesel-Mandat mitnehmen können. Führte das dazu, dass Sie daraus ein neues Angebot erarbeitet haben? Was machen Sie nach dem Diesel-Mandat?

Dr. Lelley: Ich habe gehört, das Diesel-Mandat sei für viele andere Beteiligte erst einmal eine große Spielwiese gewesen. Ich weiß nicht, ob das richtig ist. Buse hat aber schon ganz zu Anfang erkannt: Hier werden die Karten neu gemischt, da ist eine ganz tiefgreifende Veränderung des deutschen Rechtsberatungsmarkts unterwegs. Solche und ähnliche Mandate, die wir schon bald betreuen werden, sind ein Praxistest für die Möglichkeiten von Legal-Tech in der Rechtsberatung. Wie unsere englischen Freunde so schön sagen: „The Proof of the Pudding is in the Eating“. Unsere Erfahrung ist ganz klar: Hier zeigt sich, was Software in der anwaltlichen Beratung wirklich leisten kann. Und sie leistet ja im Ergebnis nur etwas, wenn wir dadurch für unsere Mandantschaft einen Mehrwert schaffen. Das haben wir gelernt, wir wissen, wie das geht. Und wir werden diesen Ansatz kurzfristig weiter vorantreiben und ausbauen. Da gibt es schon sehr konkrete Pläne.

Deutscher AnwaltSpiegel: Viele Kanzleien sehen im Bereich Legal-Tech noch eher eine fixe Idee als eine ernsthafte betriebswirtschaftliche Überlegung für die aktive Gestaltung des Produktportfolios einer Kanzlei. Wie ist Ihre Einschätzung insoweit?

Dr. Lelley: Wenn andere das so sehen … lassen wir sie gerne. Buse sieht es anders. Legal-Tech ist vor allem zwei Dinge nicht: eine Wunderwaffe zur Umsatzmaximierung und eine fixe Idee. Wir bei Buse sehen Legal-Tech als ein Instrument, mit dem wir besser, schneller, effizienter werden – und das zum Vorteil unserer Mandantschaft. Ich habe den Eindruck, die Diskussion verliert sich manchmal in den endlosen Weiten des Begriffs Legal-Tech. Was genau ist damit gemeint? Da lesen wir von einer Definition, die lautet: „Legal-Tech ist die Digitalisierung juristischer Arbeit“. Dann wäre das Scannen eines Stücks Papier schon Legal-Tech? Wohl eher nicht. Buse denkt Legal-Tech vom Ende her: Was brauchen unsere Mandanten? Und was brauchen wir, um die Probleme unserer Mandanten zu lösen? Die Software und die Onlinedienste, die genau dabei unterstützen, die sind für uns Legal-Tech. Und auf die setzen wir.

Wir sind für unsere Mandantschaft Problemlöser und greifen genau dort auf Legal-Tech zurück, wo es möglich ist und natürlich auch Sinn macht, also da, wo Prozesse digitalisiert und viele Daten sicher ausgewertet und verarbeitet werden müssen. Konkrete Einsatzbereiche sehen wir beispielsweise im Arbeitsrecht, aber auch bei Massen-Due-Diligences im M&A oder der rechtlichen Begleitung von Immobilientransaktionen. Und dann vor allem natürlich bei der Betreuung von Masseverfahren vor Gericht. Dieses Einsatzgebiet von Legal-Tech bezieht sich auf viele Beratungsfelder – vom Arbeitsrecht bis zu allgemeinem Wirtschaftsrecht.

Deutscher AnwaltSpiegel: Gerade Sie beraten ja im Bereich Arbeitsrecht auf sehr hohem Niveau. Gibt es jetzt schon Einsatzmöglichkeiten für Legal-Tech-Anwendungen, und wo sehen Sie Grenzen?

Dr. Lelley: Arbeitsrecht ist – vielleicht viel mehr als andere Rechtsgebiete – People’s Business. Da menschelt es, im Guten und manchmal auch im weniger Guten. Und doch wird Legal-Tech als Effizienzsteigerungs- und Problemlösungsstrategie im Arbeitsrecht eine große Zukunft haben. Es gibt gerade dort so viele Standardabläufe, zum Beispiel im Bereich von Restrukturierungen, Sozialplankalkulationen oder Masseverfahren. Die haben ein riesiges Potential für den Einsatz von Legal-Tech. Auf der anderen Seite werden dadurch auch in meinem Team Energien frei für hochwertige Expertise, die unsere Mandanten erwarten, und für eine sehr persönliche Betreuung, die die Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist – gerade in der heraufziehenden Rezession. Ich werde als Arbeitsrechtler ja nicht dafür geholt, eine Legal-Tech-Lösung zu präsentieren. Die bringe ich sowieso mit. Unternehmen holen uns, weil sie auf Erfahrung, Branchenwissen, Verhandlungsexpertise setzen und auf die gleiche Verständnisebene. Genau das aber spielt sich jenseits der Möglichkeiten von Legal-Tech ab.

Deutscher AnwaltSpiegel: Der Blick in die Glaskugel: Wie sehen Sie die zukünftige Marktentwicklung im Bereich Legal-Tech?

Dr. Lelley: Legal-Tech ist gekommen, um zu bleiben. Der Markt wird sich aber konsolidieren. Viele Anbieter und Player leiden schon daran, dass sie gar nicht richtig erklären können, was Legal-Tech ist, geschweige denn, welche Daseinsberechtigung es haben soll. Das hat dann keine Zukunft. Der erste Hype ist schon verflogen, und es trennt sich aktiv die Spreu vom Weizen.

Im Moment schlägt die Stunde derer, die die Möglichkeiten und auch Grenzen von Legal-Tech erkennen und für ihre Beratungspraxis nutzbar machen. Die entscheidende Frage ist immer: Was bringt es in der praktischen Arbeit und damit für den Mandanten? Und genau da ist Buse ganz vorn mit dabei.

Deutscher AnwaltSpiegel: Vielen Dank für dieses ­Gespräch. Wir werden die Entwicklung bei Buse Heberer Fromm natürlich weiter verfolgen.

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