Der Fachkräftemangel ist schon längst auf dem Rechtsmarkt angekommen und verlangt nach neuen und effizienteren Formen des Recruitings – sowohl auf Seiten der Bewerberinnen und Bewerber als auch für Unternehmen und Kanzleien. Thomas Wegerich sprach mit Susanne Glück und Dr. Clemens Reichel, den beiden Geschäftsführern von Legalbrains, dem neuen juristischen Stellenportal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Kooperationspartner des Deutschen AnwaltSpiegels.
Deutscher AnwaltSpiegel: Legalbrains ist seit Oktober 2024 das juristische Stellenportal der F.A.Z. Erklären Sie unseren Lesern doch bitte, wie das Konzept aussieht.
Dr. Clemens Reichel: Legalbrains verbindet moderne Matching-Technologie mit einem klaren Fokus auf die Rechtsbranche. Die Plattform bringt Juristinnen und Juristen mit Kanzleien, Unternehmen und Institutionen zusammen – gezielt, vertraulich und effizient. Kandidaten legen einmalig ein anonymes Profil an, das ihre Qualifikationen und Präferenzen abbildet. Unser System gleicht diese Informationen mit offenen Vakanzen ab und schlägt beiden Seiten nur passende Matches vor. Erst wenn beidseitiges Interesse besteht, kommt der Kontakt zustande. Das sorgt für weniger Streuverlust, mehr Relevanz – und ein Recruiting, das sich an der tatsächlichen Passung orientiert.
Deutscher AnwaltSpiegel: Es gibt nicht wenige Jobportale im Markt. Was unterscheidet Legalbrains vom Wettbewerb?
Susanne Glück: Viele Jobportale setzen auf Masse – wir setzen auf Qualität. Legalbrains versteht sich nicht als Anzeigenplattform, sondern als Matching-System, das gezielt dort Verbindungen schafft, wo beide Seiten zueinander passen. Unser Vorteil liegt in der Spezialisierung: Wir sind im juristischen Markt zu Hause, verstehen die Rollenprofile und Anforderungen der Branche – von der Großkanzlei über den Mittelstand bis zur Behörde. Dadurch sprechen wir die richtigen Talente an und liefern Arbeitgebern nur relevante Vorschläge.
Deutscher AnwaltSpiegel: Gibt es einen USP?
Dr. Clemens Reichel: Ja – mehrere. Erstens: Anonymität für Bewerber. Viele Juristinnen und Juristen möchten ihre Wechselbereitschaft zunächst vertraulich halten – Legalbrains ermöglicht genau das. Zweitens: erfolgsbasiertes Modell. Arbeitgeber zahlen nur bei erfolgreicher Besetzung, was Transparenz und Fairness schafft. Und drittens: Reichweite und Vertrauen durch die F.A.Z.-Gruppe. Diese Kombination aus technologischem Matching, Branchenfokus und publizistischer Glaubwürdigkeit ist einzigartig im Markt.
Deutscher AnwaltSpiegel: Welche Kernzielgruppen sprechen Sie an mit Legalbrains?
Dr. Clemens Reichel: Unsere Kernzielgruppe sind Juristinnen und Juristen aller Erfahrungsstufen – vom Berufseinsteiger bis zur erfahrenen Führungskraft. Gleichzeitig richten wir uns an Kanzleien, Rechtsabteilungen und Institutionen, die juristische Positionen gezielt besetzen wollen. Ein besonderer Mehrwert liegt darin, dass wir auch passive Kandidaten erreichen – also Juristinnen und Juristen, die grundsätzlich offen für Veränderungen sind, aber nicht aktiv suchen. Diese Diskretion schafft Qualität im Matching und öffnet den Markt für beide Seiten.
Deutscher AnwaltSpiegel: Wie sieht die Einbindung von Legalbrains in die F.A.Z.-Gruppe konkret aus?
Susanne Glück: Legalbrains ist das juristische Karriereportal der F.A.Z.-Gruppe. Wir profitieren von der starken Marke, der hohen Reichweite und dem Zugang zu exzellenten Zielgruppen – etwa über Fachformate wie den Deutschen AnwaltSpiegel, den F.A.Z. Einspruch-Podcast sowie die juristischen Karriereevents der IQB, einer Tochtergesellschaft der F.A.Z. Gleichzeitig arbeiten wir als eigenständiges, technologiegetriebenes Unternehmen. Das heißt: Wir kombinieren die Agilität eines Start-ups mit der Stabilität und Reputation eines etablierten Medienhauses – eine Verbindung, die uns im Markt klar unterscheidet.
Deutscher AnwaltSpiegel: Der Rechtsmarkt ist derzeit stark in Bewegung. Welche Veränderungen erkennen Sie bei Bewerbern, Kanzleien und Unternehmen im Recruiting?
Dr. Clemens Reichel: Wir sehen vor allem eine Veränderung darin, wie Kanzleien und Unternehmen Talente finden und ansprechen. Der juristische Arbeitsmarkt ist weiterhin aktiv, aber differenziert – es geht weniger um die schiere Zahl der Bewerbungen, sondern um die Qualität und Passung. Legalbrains bietet hier einen klaren Vorteil: Wir verfügen über einen hochwertigen Pool an Juristinnen und Juristen, der vom Berufseinsteiger bis zur spezialisierten Fachkraft reicht. Unsere Technologie unterstützt Kanzleien jeder Größe dabei, gezielt und effizient die passenden Kandidatinnen und Kandidaten zu identifizieren – auch für sehr spezifische Rollen. Das Recruiting im juristischen Markt ist heute kein Wettrennen um Aufmerksamkeit, sondern eine Frage der richtigen Verbindung – und genau das leisten wir.
Deutscher AnwaltSpiegel: Der zunehmende Einsatz von KI im Rechtsmarkt wird den Personalbedarf verändern und neue Rollenbilder schaffen. Wie beurteilen Sie diese Tendenz?
Susanne Glück: Künstliche Intelligenz verändert die juristische Arbeit, ersetzt sie aber nicht. Wir sehen, dass neue Rollen entstehen – Legal Tech Consultants, Data Privacy Experts oder Legal Engineers sind nur einige Beispiele. KI übernimmt Routinetätigkeiten und schafft Freiraum für Analyse, Strategie und Beratung. Das verändert Anforderungsprofile und eröffnet neue Karrierepfade. Für Legalbrains heißt das: Wir müssen solche Entwicklungen früh erkennen und in unser Matching integrieren, damit Arbeitgeber auch für die Berufe von morgen die passenden Talente finden.
Deutscher AnwaltSpiegel: Und was folgt daraus für das Businessmodell von Legalbrains?
Susanne Glück: Unsere Matching-Technologie wird zunehmend KI-gestützt – nicht um Entscheidungen zu automatisieren, sondern um sie besser zu verstehen. Wir analysieren Daten und Trends, um zu erkennen, welche Qualifikationen und Kompetenzen künftig gefragt sein werden. Legalbrains wird damit mehr als ein Vermittler: Wir entwickeln uns zum strategischen Partner im juristischen Arbeitsmarkt – mit Einblicken, die Arbeitgebern und Bewerbern gleichermaßen helfen, sich optimal zu positionieren.
Deutscher AnwaltSpiegel: KI-generierte Bewerbungen, unpassende Profile – ein zunehmendes Problem. Welche Rolle spielen Applicant Tracking Systems (ATS) und KI bei Legalbrains?
Dr. Clemens Reichel: Tatsächlich beobachten wir diese Entwicklung sehr genau. Seit dem Aufkommen generativer KI-Tools häufen sich Bewerbungen, die inhaltlich kaum noch Substanz haben – oft generiert, ohne echtes Interesse an der Position. Das ist für Arbeitgeber wie für Plattformen eine Herausforderung. Legalbrains verfolgt deshalb einen anderen Ansatz: Qualität vor Volumen. Unsere Matching-Logik filtert automatisch unpassende Profile heraus, bevor sie überhaupt beim Arbeitgeber ankommen. Das funktioniert, weil wir nicht auf Textähnlichkeit oder Schlagwörter setzen – wie viele klassische Applicant Tracking Systems (ATS) –, sondern auf strukturiertes Matching basierend auf Kriterien, die Bewerberinnen und Bewerber aktiv hinterlegen. Wir verstehen ATS-Systeme als wichtige Ergänzung auf Arbeitgeberseite, um Prozesse zu steuern. Aber bei Legalbrains geht es um die Phase davor: die saubere, intelligente Vorauswahl. Unser Ziel ist nicht, Bewerbungen zu verwalten, sondern sicherzustellen, dass die richtigen überhaupt entstehen.
Deutscher AnwaltSpiegel: Der Blick in die Glaskugel: Welche Entwicklung erwarten Sie in den nächsten Jahren im HR-Bereich des Rechtsmarktes?
Susanne Glück: Der juristische Arbeitsmarkt wird in den kommenden Jahren transparenter, datenbasierter und individueller. Transparenter, weil Plattformen wie Legalbrains den Markt strukturieren. Datenbasierter, weil Entscheidungen zunehmend auf Matching- und Kompetenzprofilen beruhen. Und individueller, weil Arbeitgeber lernen, dass persönliche Werte, Entwicklungschancen und Arbeitskultur genauso wichtig sind wie Titel oder Kanzleiname. Die Zukunft des juristischen Recruitings liegt im Zusammenspiel von Technologie, Empathie und Marktverständnis – und dort sehen wir unsere Rolle.
Deutscher AnwaltSpiegel: Liebe Frau Glück, lieber Herr Reichel – vielen Dank für die wertvollen Einblicke. Wir werden die weiteren Entwicklungen auf dem Radar behalten und freuen uns über die Zusammenarbeit.



