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Bereits zum zweiten Mal zeichnet die Publikationsfamilie Deutscher AnwaltSpiegel im Rahmen ihrer großen Jahresveranstaltung die innovativste Rechtsabteilung sowie die innovativste Wirtschaftskanzlei mit den Inhouse Matters Awards aus.

Die unabhängige Jury aus Prof. Dr. Madeleine Bernhardt (Bucerius Law School), Prof. Dr. Bruno Mascello (Universität St. Gallen) und Prof. Dr. Michael Smets (University of Oxford) war sichtlich beeindruckt von den insgesamt 30 Bewerbungen, die von März bis September 2025 eingereicht wurden. Das Niveau und die Vielfalt der Innovationsprojekte haben sich im Vergleich zur Premiere im Vorjahr noch einmal weiterentwickelt. So gelang es auch diesmal wieder, jeweils drei herausragende Kandidaten aus den beiden Kategorien als innovativste Rechtsabteilung und innovativste Wirtschaftskanzlei zu nominieren. Die sechs Finalisten dürfen sich am Abend des 04.12.2025 mit einem kurzen Video vor großem Publikum in der Frankfurt School of Finance & Management präsentieren, bevor es dann mit der feierlichen Auszeichnung der Gewinner und der „größten Weihnachtsfeier im deutschen Rechtsmarkt“ weitergeht.

Innovativste Rechtsabteilung – die Nominierten

AUDI AG: Automatisierte Rechnungsprüfung invoiceCheck (iCheck)

Die Rechtsabteilung der AUDI AG hat mit dem Projekt invoiceCheck (iCheck) ein inhouse entwickeltes Tool zur automatisierten Rechnungsprüfung entwickelt. Basierend auf bereits vorhandenen Unternehmensanwendungen wie KNIME und Oracle APEX, ermöglicht iCheck eine effiziente und präzise Analyse von stundenbasierten Abrechnungen externer Dienstleister.

Die Entwicklung erfolgte interdisziplinär und kosteneffizient und profitierte maßgeblich von interner Zusammenarbeit zwischen Juristen und Entwicklern. Die größte Herausforderung war die Überbrückung fachlicher und technischer Wissenslücken, die durch Vernetzung und Community-Building innerhalb der Audi AG gemeistert wurde. iCheck wurde erfolgreich in der Rechtsabteilung ausgerollt, zeigte signifikante Verbesserungen bei Prüfzeit, Fehlerreduktion und Nutzerakzeptanz und wird künftig konzernweit weiter genutzt und ausgebaut.

Deutsche Lufthansa: Passenger Lawsuit Digitalization (PALADIN)

Die Rechtsabteilung der Deutschen Lufthansa AG hat mit dem Projekt „Passenger Lawsuit Digitalization“ (PALADIN) eine KI-gestützte Lösung zur digitalen und automatisierten Bearbeitung von Passagierklagen entwickelt. Kern des Projekts sind die SaaS-Plattform JUNE und der PALADIN Data Hub, die relevante Daten aus verschiedenen internen Systemen zusammenführen und den gesamten juristischen Workflow digital abbilden.

Das Projekt wurde in enger Vernetzung von Rechtsabteilung, IT und externen Partnern umgesetzt. Besondere Herausforderungen wie unterschiedliche Datenquellen und veränderte Arbeitsweisen wurden erfolgreich bewältigt. Die Lösung ist als langfristig skalierbares System angelegt und soll weiterentwickelt und ausgerollt werden.

Mercedes-Benz Group AG: Automatisierte Geldwäscheverdachtsmeldung an FIU (Speedboat AML)

Die Mercedes-Benz Group AG hat mit dem Projekt SpeedboatAML einen digitalisierten und teilweise KI-unterstützten Prozess zur automatisierten Erstellung und Übermittlung von Geldwäscheverdachtsmeldungen an die Financial Intelligence Unit (FIU) entwickelt. Ziel war es, den Meldeprozess zu standardisieren, effizienter zu gestalten und Fehlerquellen sowie Aufwand zu reduzieren – und das komplett mit internen Ressourcen und ohne externe Kosten.

Neue Technologien, darunter SAP Signavio, interne KI (GPT 4.0) und automatisierte XML-Generierung, ermöglichen eine schnelle und sichere Meldungserstellung mit deutlicher Zeitersparnis, erhöhter Compliance und Skalierbarkeit. Die nachhaltige Nutzung und Weiterentwicklung der Lösung ist geplant, z.B. für weitere Konzerngesellschaften, vollständige Automatisierung und bessere Risikoanalysen. Das Projekt gilt als Vorbild für interdisziplinäre, innovationsgetriebene Complianceprozesse im Unternehmen.

Innovativste Kanzlei – die Finalisten

CMS Hasche Sigle: CMS Pay Gap Compliance

Ziel des Projekts „CMS Pay Gap Compliance“ ist es, Unternehmen bei der Umsetzung der neuen EU-Entgelttransparenzrichtlinie zu unterstützen und Entgeltdifferenzen geschlechtsneutral und rechtskonform zu identifizieren. Dafür wurde ein Tool entwickelt, das mit modernster Low-Code-Technologie auf Basis der Microsoft PowerApp arbeitet und die Bewertung von Arbeitsplätzen, die Bildung von Vergleichsgruppen sowie die automatisierte Ermittlung und Simulation des Gender-Pay-Gaps ermöglicht.

Es erlaubt Unternehmen, schon jetzt gesetzliche Vorgaben umzusetzen, Engpässe zu erkennen und rechtskonforme Maßnahmen zu ergreifen. Das Tool ist bereits erfolgreich im Einsatz und wird durch kontinuierlichen Kundendialog weiterentwickelt.

Hogan Lovells: Regulatory Pilot

Die Kanzlei Hogan Lovells hat mit ihrem Tochterunternehmen ELTEMATE eine Legal-Tech-Lösung namens „Regulatory Pilot“ entwickelt, die regulatorische Überwachung und Complianceprozesse mit Hilfe von KI automatisiert. Das Tool scannt täglich relevante Quellen, filtert die wichtigsten Informationen, erstellt KI-generierte Zusammenfassungen und integriert individuelle Workflow-Module für Mandanten. Die Lösung wurde intern entwickelt, kontinuierlich an neue Anforderungen angepasst und wird bereits in verschiedenen Sektoren eingesetzt. Herausforderungen bei der KI-Entwicklung und Prozessintegration konnten durch enge Zusammenarbeit mit Mandanten und technische Fortschritte effizient gelöst werden. Die langfristige Planung sieht eine stetige Weiterentwicklung und branchenübergreifende Nutzung vor.

Schalast Law | Tax: Schalast GPT

Mit dem Projekt Schalast GPT wurde ein kanzleieigenes KI-Tool entwickelt, das juristische Recherchen, Dokumentenerstellung und Datenverarbeitung effizient unterstützt. Die Hauptinnovation liegt in einem neuartigen, tokenbasierten Abrechnungssystem, das die Nutzung von KI transparent und nachvollziehbar monetarisiert. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit bracketlab.ai und unter Berücksichtigung von Datenschutz- und Berufsrechtsstandards konzipiert und umgesetzt.

Wesentliche Erfolge sind eine erhebliche Zeitersparnis, optimierte interne Arbeitsabläufe und ein gestärktes Mandantenvertrauen durch transparente Abrechnung. Langfristig plant die Kanzlei, Schalast GPT weiterzuentwickeln und als Plattformlösung auch anderen Kanzleien und Mandanten zugänglich zu machen, um die Innovationen nachhaltig und international nutzbar zu machen.

Autor

Dr. Thomas R. Wolf F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH, Frankfurt am Main Redakteur Rechtspublikationen

Dr. Thomas R. Wolf

F.A.Z. Business Media GmbH, Frankfurt am Main
Redakteur Rechtspublikationen


thomas.wolf@faz-bm.de
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