ISSB bestimmt nach Klima nun weitere Nachhaltigkeitsschwerpunkte

Beitrag als PDF (Download)

Während die Verabschiedung des ersten Satzes europäischer Berichtsstandards zu Nachhaltigkeitsberichtsstandards als delegierte Rechtsakte in den kommenden Wochen erwartet wird, leitet auch das International Sustainability Standards Board (ISSB) die nächsten Schritte seiner Arbeit ein. Zentrales Instrument des ISSB ist hierbei eine Agendakonsultation, mit der die Meinung der breiten Öffentlichkeit zu den künftigen Arbeitsschwerpunkten des ISSB eingeholt werden soll. Diese war ursprünglich bereits für das erste Quartal erwartet worden, dürfte sich aber angesichts der verlängerten Diskussion um die Verabschiedung der beiden ersten Standards, insbesondere zur Klimaberichterstattung, verzögert haben. In den vergangenen Monaten haben intensive Diskussionen zwischen Europäischer Kommission und dem ISSB stattgefunden, um eine möglichst weitgehende Annäherung der Inhalte der Klimaberichterstattung mit der Maßgabe der Interoperabilität beider Rahmenwerke zu erreichen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um mögliche Doppelberichterstattung für die anwendenden Unternehmen zu erreichen. Das ISSB hatte zudem im April 2023 beschlossen, für die Berichterstattung zu 2024 zunächst nur zwingend die Beachtung des Klimaberichtsstandards S2 zu fordern, was europäischen Anwendern die Erstanwendung der ISSB-Standards für 2024 weiter erleichtern könnte.

Agendakonsultation: Biodiversität, Humankapital und Menschenrechte

Mit der Einholung von Meinungen zur strategischen Ausrichtung des ISSB, zur Ausgewogenheit seines Arbeitsprogramms und zu den Themenprioritäten künftiger Standardsetzungsaktivitäten will das ISSB die Grundlagen seines weiteren Vorgehens für die kommenden zwei Jahre absichern. Die Konsultationsfrist endet planmäßig am 01.09.2023. Das Konsultationsdokument (sogenannter Request for Information) ist unterteilt in: (1) Strategische Ausrichtung und Ausgewogenheit der ISSB-Aktivitäten, (2) Kriterien für die Bestimmung der Priorität neuer Forschungs- und Standardsetzungsaktivitäten des ISSB und (3) Themenvorschläge für Forschungs- und Standardsetzungsaktivitäten des künftigen ISSB-Arbeitsplans.

Als grundlegend werden zunächst sowohl die Unterstützung der Implementierung und weiteren gezielten Verbesserung der beiden ersten Standards als auch die Internationalisierung der SASB-Branchenstandards gesehen. Interessant sind aber insbesondere die vier vorgeschlagenen Themen bezüglich neuer Forschungs- und Standardsetzungsaktivitäten. Dazu zählen (1) biologische Vielfalt, Ökosysteme und Ökosystemleistungen, (2) Humankapital, (3) Menschenrechte und (4) Integration innerhalb der Berichterstattung. Letzteres betrifft die Konnektivität mit den klassischen Elementen der Finanzberichterstattung. Die Ressourcen für neue Forschungs- und Standardsetzungsaktivitäten sind allerdings durch die grundlegenden Arbeiten begrenzt. Der Priorisierung von einzelnen Themen im Ergebnis der Agendakonsultation kommt damit ein hoher Stellenwert zu.

Internationalisierung der SASB-Branchenstandards bis Ende 2023

Mit dem Mitte 2023 veröffentlichten Exposure Draft „Methodology for Enhancing the International Applicability of SASB Standards and SASB Standards Taxonomy Updates“ will das ISSB die Vorgehensweise bei der Internationalisierung der SASB-Branchenstandards absichern. Die 90-tägige-Konsultationsfrist endet planmäßig am 09.08.2023. Die 77 SASB-Standards führen jeweils branchenspezifische Nachhaltigkeitsthemen und relevante Indikatoren für deren Umwelt-, Sozial- und Governanceaspekte auf. Diese Branchenstandards sind ursprünglich von dem US-amerikanischen Sustainability Accounting Standards Board (SASB) entwickelt worden und enthalten daher derzeit zahlreiche US-amerikanische Referenzen und Metriken. Mit der Fusion der Value Reporting Foundation und der IFRS Foundation im August 2022 ist die Verantwortung für die Pflege, Überarbeitung und Fortentwicklung der SASB-Standards auf den ISSB übergegangen. In einem ersten eng abgegrenzten Projekt sollen die etwa 200 US-orientierten Metriken internationalisiert werden, so dass diese Standards den Anwendern der Nachhaltigkeitsstandards des ISSB zum Zeitpunkt der Erstanwendung am 101.01.2024 zur Verfügung stehen.

DRSC bringt die deutsche Community zusammen

Das DRSC wird als nationaler Standardsetzer im Rahmen einer webbasierten öffentlichen Diskussionsveranstaltung am 28.06.2023 die Inhalte der aktuellen ISSB-Konsultationen mit der deutschsprachigen Community erörtern. Dabei werden sowohl die ISSB-Agendakonsultation als auch der Vorschlag des ISSB zur Vorgehensweise bei der Internationalisierung der SASB-Standards abgedeckt. Die Vorstellung übernimmt jeweils Jenny Bofinger-Schuster als deutsches Mitglied des ISSB. Zudem wird Prof. Kerstin Lopatta als vom DRSC entsendetes Mitglied des EFRAG Sustainability Reporting Boards diese ISSB-Vorhaben aus Sicht der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) würdigen. Auch werden erste Überlegungen aus dem Fachausschuss Nachhaltigkeitsberichterstattung des DRSC präsentiert werden. Ziel ist es, in der Diskussion mit den Vertreterinnen des ISSB und der EFRAG die Meinungsbildung zu den ISSB-Vorschlägen aus deutscher Sicht weiter voranzutreiben und in die Meinungsbildung bei ISSB unmittelbar und damit auch in die Stellungnahmen von DRSC und EFRAG einfließen zu lassen.

lanfermann@drsc.de

Aktuelle Beiträge