Das Research Lab for Law and applied Technologies (ReLLaTe) veranstaltet am 16. und 17.03.2023 das erste von einer Hochschule ausgerichtete Symposium zum Thema „Legal Operations“. Darüber sprach Prof. Dr. Thomas Wegerich mit den Initiatoren.
Prof. Dr. Domenik Wendt ist Direktor des ReLLaTe an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Sebastian Schüßler und Tamay Schimang sind Gründungsmitglieder des ReLLaTe und gehören zum Kreis der Unterstützer aus der Praxis.
Intellectual Property: Herr Professor Wendt, Herr Schüßler und Herr Schimang, vielen Dank, dass Sie heute hier sind, um das ReLLaTe Symposium vorzustellen. Könnten Sie uns bitte zunächst erklären, was das Thema „Legal Operations“ für Sie bedeutet?
Domenik Wendt: Danke für Ihre Einladung und sehr gerne! Nach unserem Verständnis beschreibt „Legal
Operations“ die umfassende planvolle Gestaltung und Steuerung der Rechtsfunktion in Unternehmen. Im Vordergrund steht dabei nicht die rechtliche Beratung selbst, sondern die zugrundeliegenden Strukturen und Prozesse. Erkenntnisse und Methoden aus der Produktionswirtschaft helfen Rechtsabteilungen effizienter zu arbeiten, Kosten zu sparen und sich effektiv in Unternehmensvorgänge zu integrieren.
Sebastian Schüßler: Wichtig ist festzuhalten, dass Legal Operations einen interdisziplinären Ansatz verfolgt, durch den der Rechtsbereich in Unternehmensprozesse stärker integriert wird. So wird die Wertschöpfung eines Unternehmens noch stärker aktiv gefördert. Es handelt sich bei Legal Operations um einen noch jungen Bereich, der aktuell rasant an Bedeutung gewinnt – ganz sicher auch für unsere Studierenden an der Frankfurt UAS, für die sich hier ein spannendes neues Betätigungsfeld auftut.
Tamay Schimang: Genau für diese Entwicklungen wollen wir am ReLLaTe maßgeschneiderte Lösungen für die Praxis anbieten. Unternehmen haben erkannt, dass Legal Operations einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung und zur Verbesserung der internen Prozesse leisten kann. Daher ist unser Ziel, diesen Bereich nun auch grundlegend in Wissenschaft und Lehre, insbesondere in wirtschaftsrechtlichen Studiengängen, zu vertiefen.
Intellectual Property: Das ist in der Tat ein aktuelles und wichtiges Thema. Können Sie uns nun mehr über das ReLLaTe Symposium erzählen und welche Themen die Besucherinnen und Besucher erwarten?
Tamay Schimang: Mit dem Symposium möchten wir einen reichhaltigen Erfahrungsschatz rund um Legal Operations teilen. Zugleich geben wir den Startschuss für unsere neue Legal-Operations-Plattform (LOOP), auf der wir einen stetigen Austausch zum Thema ermöglichen wollen. Die Anwendbarkeit in der Praxis steht dabei im Fokus: Die Teilnehmenden können sich auf vielfältige Fachbeiträge und Paneldiskussionen freuen, in denen das Thema Legal Operations aus unterschiedlichen Perspektiven behandelt wird. Ebenso liefern die Referenten konkrete Praxisbeispiele, nehmen die künftige Ausbildung in den Blick und geben interdisziplinäre Einblicke. Es wird auch ausreichend Raum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch geben.
Domenik Wendt: Unser Ziel ist, mit unserem Symposium letztlich alle Stakeholder von Legal Operations einzubeziehen. Unser Symposium richtet sich daher an Praktiker aus Unternehmen und Kanzleien, Wissenschaftler, Young Professionals und Studierende – aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen. Wir wollen Raum bieten, um Ideen und Erfahrungen auszutauschen, sich zu vernetzen und gemeinsam die Zukunft von Legal Operations zu gestalten. Daher findet das Symposium sowohl in Präsenz als auch online statt. Das ermöglicht eine hohe Flexibilität und macht das Symposium für alle zugänglich.
Uns ist es wichtig, die operative Gestaltung des Rechtsbereichs an der Hochschule zu verankern. Dazu haben wir bereits erste Lehrveranstaltungen in unserem LL.M.-Programm. In Zukunft möchten wir unser Weiterbildungsangebot zu diesem Thema noch ausbauen. Wie Tamay Schimang schon kurz erwähnt hat, soll auf dem Sympo-sium daher auch darüber diskutiert werden, wie eine praxisorientierte Ausbildung von Juristinnen und Juristen heute und in Zukunft aussehen sollte. Diese Diskussion möchten wir mit Studierenden führen. Wir sind daher sehr froh, dass wir dank unserer starken Kooperationspartner und Sponsoren einer begrenzten Anzahl von interessierten Studierenden einen kostenfreien Zugang zum Symposium ermöglichen können. Informationen hierzu und zum Fachprogramm finden sich hier.
Intellectual Property: Vielen Dank für die detaillierten Informationen und den Link zur Veranstaltung. Was würden Sie Unternehmen empfehlen, die sich für Legal Operations interessieren und diese in ihr Geschäft integrieren möchten?
Tamay Schimang: Unternehmen, die Legal Operations in ihr Geschäft integrieren möchten, sollten zunächst ihr eigenes Tätigkeitsfeld und die damit verbundenen unternehmerischen Prozesse analysieren. Das klingt nach einer Binsenweisheit, wird aber in der Praxis oftmals vernachlässigt. Danach können individuell Strategien und Prioritäten entwickelt werden. Eine Blaupause gibt es dafür leider nicht – man kann jedoch viel von Praxiserfahrungen anderer Unternehmen lernen.
Sebastian Schüßler: Zu einer solchen individuellen Strategie sollte sicher die Entwicklung von Daten- und Informationsmanagementstrategien gehören. Durch die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen können Unternehmen die Effizienz von Legal Operations erhöhen und Daten für strategische Entscheidungen nutzen. Aber bitte beachten Sie: Technik ist „nur die halbe Miete“ – es wird vor allem entscheidend darauf ankommen, ein klug zusammengesetztes Team an Bord zu haben.
Domenik Wendt: Das ist richtig, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Rechtsabteilung zumeist kein abgegrenzter Bereich ist, sondern als integraler Bestandteil des gesamten Unternehmens verstanden werden muss. Bei der Aufstellung einer guten Mannschaft helfen auch interdisziplinäre Kompetenzen innerhalb des Rechtsbereichs enorm. Genau diesen Ansatz fördern wir mit dem
ReLLaTe und unseren Studiengängen und bereiten unsere Studierenden sinnvoll auf die moderne Arbeitswelt vor.
Intellectual Property: Vielen Dank für diese Empfehlungen. Gibt es abschließend noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten?
Domenik Wendt: Wir sind fest davon überzeugt, dass das ReLLaTe Symposium eine großartige Gelegenheit ist, um von Experten und anderen Unternehmen zu lernen, sich zu vernetzen und auch mit interessierten Studierenden in Kontakt zu treten. Wir freuen uns über eine rege Teilnahme und hoffen, dass wir gemeinsam die Zukunft von
Legal Operations gestalten können.