An Traditionen anknüpfen, aber zugleich neue Wege gehen – das kennzeichnet die Arbeit des Bundesverbands der Wirtschaftskanzleien in Deutschland (BWD, www.bundesverband-wirtschaftskanzleien.de). Beginnend mit dieser Ausgabe unseres Online-Magazins fourword, greifen wir die Idee des berühmten Proustschen Fragebogens auf. Der französische Schriftsteller war es, der einem um die Wende zum 20. Jahrhundert beliebten Gesellschaftsspiel in Pariser Salons seinen Namen gab. Wir haben das Format und die Auswahl der Fragen auf die heutige Zeit (und hier und da auch auf den Rechtsmarkt) übertragen.
Dr. Hubertus Kolster, langjähriger, sehr erfolgreicher Managing Partner und nunmehr Senior Partner von CMS Hasche Sigle, hat den Fragebogen als Erster ausgefüllt.
FourWord: Angenommen, Sie müssten von heute auf morgen in ein Tiny House ziehen – von welchem Gegenstand trennen Sie sich auf keinen Fall?
Dr. Hubertus Kolster: Ich würde nur sehr ungern meinen gemütlichen Lesesessel und ein gutes Buch, zurzeit die Memoiren von Barack Obama, aufgeben. Er ist auch für einen kleinen Powernap zwischendurch sehr geeignet.
FourWord: Welche Person inspiriert Sie? Und weshalb?
Dr. Hubertus Kolster: Mich beeindrucken Persönlichkeiten, die mutige, innovative und manchmal vielleicht disruptive Wege einschlagen, sich aber auch der Verantwortung für diejenigen, die davon betroffen sind, bewusst sind. So hat mich zum Beispiel Steve Jobs sehr fasziniert, der die Welt mit seinen innovativen Ideen verändert und Apple zu einer sehr erfolgreichen Firma und Marke entwickelt hat. Und dies, obwohl ich sehr lange ein großer Blackberry-Anhänger war.
FourWord: Was muss in Ihrem Vorratsschrank/Kühlschrank immer vorhanden sein?
Dr. Hubertus Kolster: Im Vorratsschrank sollten immer Spaghetti und eine Tomatensauce und im Kühlschrank eine Flasche Weißwein sowie ein Stück Parmesan sein – zusammen und getrennt einfach köstlich!
FourWord: Wenn X + Y = Glück ist, was sind dann X und Y?
Dr. Hubertus Kolster: X ist meine Familie – meine Frau, Kinder, Eltern und Geschwister – und Y mein berufliches Umfeld. Freude und Erfolg im Beruf ist für mich ganz wesentlich mit der Familie verbunden, die einen inspiriert und, wenn notwendig, manchmal auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt.
FourWord: Gehören Sie zum Team Organisations- oder zum Team Improvisationstalent?
Dr. Hubertus Kolster: Ob mit oder ohne Talent, ich organisiere lieber, als dass ich improvisiere. Eine gute Organisation macht es einfacher, sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren, während man bei der Improvisation mehr abgelenkt ist. Gleichwohl gibt es Situationen, in denen die Improvisation hilfreich ist. Mein etwas unordentliches und immer noch papierlastiges Büro ist eine gut sichtbare Symbiose von Organisation und Improvisation.
FourWord: Cristiano Ronaldo betritt das Fußballfeld vor jedem Spiel mit dem rechten Fuß zuerst. Haben Sie ein „Pre-Game-Ritual“ vor wichtigen Terminen?
Dr. Hubertus Kolster: Zehn Minuten vor dem Termin an etwas ganz anderes und sehr Positives zu denken. Man geht dann gut gelaunt in den Termin, und wenn er nicht so läuft, hat man immer noch das andere Schöne.
FourWord: In welchem Aspekt unterscheidet sich Ihr Leben heute am meisten von dem, das Sie vor zehn Jahren und vor zwanzig Jahren geführt haben?
Dr. Hubertus Kolster: Aufgrund der vielen Jahre und der Erfahrungen bin ich insgesamt gelassener und fokussierter auf das vermeintlich und hoffentlich Wesentliche – aber immer noch offen für Neues.
FourWord: Welche Charaktereigenschaft schätzen Sie besonders an anderen Menschen? Was schätzen andere besonders an Ihnen?
Dr. Hubertus Kolster: Ganz klar: Offenheit, Authentizität, Loyalität und Humor. Was ich an anderen schätze, versuche ich auch selbst zu sein – ob das gelingt, können jedoch nur die anderen beurteilen.
FourWord: Zurück in die Zukunft: Marty McFly leiht Ihnen für ein Wochenende seinen DeLorean – wohin reisen Sie zuerst?
Dr. Hubertus Kolster: Samstag auf einen Charleston in die 20er Jahre nach Berlin und Sonntag zum Rock ‘n’ Roll in die 50er nach New York oder Rom.
FourWord: Mit welcher realen Person oder welchem fiktiven Charakter identifizieren Sie sich morgens um 8.00 Uhr und abends nach 20.00 Uhr?
Dr. Hubertus Kolster: Morgens Louis de Funès – aufgekratzt und voller Tatendrang –, abends dann mehr ein Murmeltier – etwas abgekämpft und bereit zum Winterschlaf. Je nach Erfordernis und Vorhaben kann es aber auch genau umgekehrt sein.
FourWord: Wenn Sie die Chance hätten, eine Woche bei einer Boulevardzeitung als Blattmacher zu arbeiten, welche Schlagzeile würden Sie produzieren?
Dr. Hubertus Kolster: Vielleicht (noch) nicht real, aber es wäre großartig, diese zu erleben: KI und Forschung entwickeln gemeinsam Superpille gegen Krebs.
FourWord: Spielen Sie gelegentlich privat den Advocatus Diaboli – oder lassen Sie den Juristen im Büro zurück?
Dr. Hubertus Kolster: Zum Leidwesen meiner Frau und Kinder kann ich ein gewisses Vergnügen nicht leugnen, mit zum Teil gewagten Thesen oder Behauptungen zu provozieren. Ich würde mich allerdings dagegen verwahren, dass das – zugegebenermaßen manchmal etwas Teuflische – automatisch mit dem Juristen zusammenhängt.
FourWord: Wenn Sie erfahren würden, dass Sie vermutlich nur noch 365 Tage zu leben haben, was stünde ganz oben auf Ihrer Bucket-List?
Dr. Hubertus Kolster: Das Champions-League-Endspiel von Eintracht Frankfurt im Stadion und am besten deren Sieg mitzuerleben, anschließend trainieren und dann auf den Kilimandscharo.
FourWord: Sie treffen die Göttin Justitia zu Nektar und Ambrosia auf dem Olymp, worüber unterhalten Sie sich, während Sie zu Tische liegen?
Dr. Hubertus Kolster: Mich würde schon sehr interessieren, ob Gerechtigkeit nur etwas Göttliches ist oder was man tun müsste, um das menschliche Recht und Gesetz damit besser in Einklang zu bringen.
FourWord: Wie unterscheiden sich heutige Berufseinsteiger von Ihnen, als Sie in dieser Situation waren?
Dr. Hubertus Kolster: Sie sind, obwohl jünger, besser informiert über, ausgebildet für und vorbereitet auf das, was sie in einer Wirtschaftskanzlei erwartet.
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