Gestern war Social Media kein Thema – heute ist es fast eine Selbstverständlichkeit, wenn nicht sogar eine Notwendigkeit. Help!
Das Lied „Yesterday“ stammt aus der Feder von Paul McCartney. Es war ein Riesenerfolg.
Wussten Sie, dass die anderen Beatles-Mitglieder den Song eigentlich nicht als Single veröffentlichen wollten? So wurde die Pop-Ballade in Großbritannien 1965 nur als Teil des Albums „Help“ veröffentlicht.
In den USA dagegen erschien „Yesterday“ im September desselben Jahres als Single – und blieb vier Wochen lang auf Platz eins der Billboard-Charts. Auch in Belgien, Spanien, Norwegen, Finnland und Hongkong wurde die Single Nummer eins. In Großbritannien aber wurde „Yesterday“ erst 1976 als Single ausgekoppelt.
„Yesterday“ ist eine Ballade. Es geht um die Sehnsucht nach der Vergangenheit. Wenn Sie sich noch gut an die Beatles-Zeit erinnern können, dann tun Sie sich mit Social Media womöglich schwer. Aber seien Sie nicht wie Großbritannien! Warten Sie nicht zu lange auf Ihren Nummer-eins-Hit. Denken Sie an den Song „Let it be“, mit dem die Beatles einen mutigen Blick in die Zukunft warfen. Die Zukunft ist jetzt. Jetzt ist genau der richtige Moment, um mit einer strategischen Präsenz auf LinkedIn zu starten oder diese auszubauen.
Die sozialen Medien bieten die Möglichkeit, Vertrauen aufzubauen, Ihre Expertise in die Welt zu tragen und eine Reichweite aufzubauen, die in den klassischen Medien nur schwer erreichbar ist. Dafür eignet sich LinkedIn perfekt. Mit knapp 900 Millionen Mitgliedern weltweit ist die Plattform das größte B2B-Netzwerk. LinkedIn ist auf reine Businesskommunikation ausgelegt. Sie müssen sich nicht wie bei Instagram, Facebook oder TikTok tanzend vor eine Kamera stellen oder Ihre Mittagspause per Bild dokumentieren. Während der Pandemie sind die Mitgliederzahlen signifikant angestiegen. Neue Kontakte zu knüpfen, alte Verbindungen aufzufrischen, zu pflegen und auszubauen wird so sehr einfach. Jedes personenbezogene Profil kann mit bis zu 30.000 anderen Profilen verknüpft sein. Kein anderes soziales Netzwerk bietet Ihnen diese Möglichkeiten in diesem Umfang. Zusätzlich könnten Sie dieses Netzwerk als ausgelagertes Adressbuch betrachten, das sich von selbst pflegt. Sie können verfolgen, wenn sich ein Kontakt oder Geschäftspartner beruflich verändert, und bleiben dennoch in Verbindung.
Der LinkedIn-Kanzleiauftritt
Wenn ich nach den großen Wirtschaftskanzleien auf LinkedIn suche, finde ich sie alle. Es gehört längst zum Standard, ein LinkedIn-Unternehmensprofil zu haben. Aber wie geht es dann weiter?
Das Wichtigste ist es, regelmäßig Beiträge aus Ihrer Kanzlei zu veröffentlichen („posten“). Alles im Corporate Design, also immer im gleichen optischen wie idealerweise auch inhaltlichen Schema für die größtmögliche Wiedererkennbarkeit. Das ist ein guter Anfang, aber ein „Strawberry field forever“ können Sie damit noch nicht bestellen. Es geht süßer, praller und saftiger – „We can work it out“.
LinkedIn bezeichnet sich selbst als „Wissensnetzwerk für Entscheider“ und wird tatsächlich verstärkt von Führungskräften, Fachkräften und Experten genutzt. Im sozialen Netzwerk steht der Mensch in Vordergrund. Beiträge, die Menschen zeigen und so eine persönliche Note haben, erzeugen eine größere Reichweite als solche, die reine Information transportieren.
Meine Tipps für die LinkedIn-Unternehmensseite der Kanzlei:
- Bebildern Sie Ihre Beiträge, idealerweise mit Bildern Ihrer Mitarbeiter.
- Teilen Sie Eindrücke aus dem Kanzleialltag.
- Finden Sie feste und regelmäßige Postingzeiten für Ihre Beiträge (nachmittags performen Beiträge der Unternehmensseite in der Regel besser).
- Posten Sie maximal zwei Beiträge an einem Tag.
- Weisen Sie auch in anderen Marketingtools auf Ihre LinkedIn-Präsenz hin und fordern Sie Ihre Interessenten, Geschäftspartner und Mandanten auf, Ihrer Unternehmensseite zu folgen (zum Beispiel per Newsletter oder auch in der E-Mail-Signatur der Kanzlei).
- Nutzen Sie Hashtags für Ihre Themenwelt und prüfen Sie diese auf Größe. Über das Suchfenster oder effizienter per Browsererweiterung können Sie erkennen, wie viele LinkedIn-Nutzer diesem Hashtag folgen.
Diese Regeln bilden den Stand heute ab. Der LinkedIn-Algorithmus verändert sich aber regelmäßig, präferiert also möglicherweise in sechs Monaten andere Dinge als heute. So sollten auch Sie regelmäßig Ihre Perfomance überprüfen und Ihr Verhalten entsprechend anpassen.
Anwälte als Markenbotschafter
Weil Menschen auch im Businesskontext die Profile anderer Menschen für glaubwürdiger und interessanter halten als die Profile von Unternehmen, gibt der LinkedIn-Algorithmus persönlichen LinkedIn-Profilen mehr Aufmerksamkeit als Unternehmens- oder Kanzleiprofilen. Das kann man sich im Marketing zunutze machen: Nichts repräsentiert eine Kanzlei und ihre Vorzüge so glaubwürdig und authentisch wie die eigenen Mitarbeiter.
Mit ein bisschen „Help“ können deren Profile so optimiert werden, dass sie der genutzten Plattform einerseits und dem Marketingkonzept der Kanzlei andererseits gerecht werden. Unterstützen Sie sie beim Aufbau der persönlichen Profile, um den professionellen Auftritt Ihrer Wirtschaftskanzlei zu unterstreichen. Zusätzlich zum Selbstmarketing in eigener Sache, das die persönliche Expertise jedes Anwalts sichtbar macht, können die LinkedIn-Profile der Anwälte so auch den guten Ruf der Kanzlei bekräftigen. Hinzu kommt, dass man zusätzlich über Personenprofile auch das eigene Netzwerk einladen kann, der Unternehmensseite zu folgen. Auf diese Weise kann die Kanzlei von den Kontakten aller Anwälte profitieren, die am Projekt Social Media mitarbeiten möchten.
So binden Sie die LinkedIn-Personenprofile in Ihre Strategie ein:
- Erstellen Sie professionelle Fotos Ihrer juristischen Angestellten für einen professionellen Kanzleiauftritt.
- Bieten Sie einheitliche Hintergrundbilder für die Kollegen, Juristen und Anwälte für ein einheitliches Auftreten an.
- Erstellen Sie Social-Media-Guidelines für den sicheren und einfachen Umgang mit LinkedIn.
- Suchen Sie sich idealerweise jeweils einen internen LinkedIn-Influencer in der Kanzlei – vielleicht sogar pro Standort.
- Geben Sie die LinkedIn-App zur effizienteren Nutzung von LinkedIn auf den Smartphones frei.
- Informieren Sie die Mitarbeiter in der Kanzlei, wenn ein Unternehmensbeitrag gepostet wurde, und erklären Sie ihnen, wie sie diesem über Kommentare und „richtiges“ Teilen zu mehr Reichweite verhelfen können.
Last but not least: Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Erstellen Sie als für LinkedIn verantwortliche Person ein professionelles LinkedIn-Profil und öffnen Sie dieses im Idealfall täglich mindestens einmal, um Beiträge Ihres Unternehmens zu teilen, zu liken und zu kommentieren. Auch auf Reaktionen auf Ihre Beiträge sollten Sie so schnell wie möglich reagieren.
Ich bin sicher, einige von Ihnen wünschen sich die gute alte Zeit zurück, ohne all dieses Social Media. Aber: Das war „Yesterday“, und auch wenn „Tomorrow never knows“, ist doch eines heute ganz sicher: Dieses Social Media geht nicht mehr weg, also kümmern Sie sich lieber heute als morgen darum. Ich verspreche Ihnen: Es wird der Tag kommen, an dem Sie sich fragen werden, warum Sie so lange mit LinkedIn gehadert haben.