Mitte Mai kam eine Pressemitteilung, die aufhorchen ließ: „Weltweit erste offene Branchenplattform für Juristen gestartet“, an deren Entwicklung in mehr als zwölf Monaten über 10.000 Juristen aus mehr als 100 Rechtsordnungen beteiligt waren. – „Lupl“ ist da, die umfassende Plattform für Kanzleien, Rechtsabteilungen und Dienstleister im Rechtsmarkt. Dies zumindest ist die Gründungsidee der hinter dem Projekt stehenden drei Sozietäten CMS, Cooley und Rajah & Tann Asia. Dr. Thomas Wegerich sprach dazu mit Dr. Cornelius Brandi, einem der maßgeblichen Initiatoren von Lupl.
Deutscher AnwaltSpiegel: Lieber Herr Dr. Brandi, zunächst, was hat es mit dem Begriff Lupl auf sich?
Dr. Brandi: Lupl ist ein Kunstbegriff, der mit dem Wort „Loop“ spielt. Die Bezeichnung ist weltweit schutzfähig und funktioniert in jeder Sprache.
Deutscher AnwaltSpiegel: Bitte beschreiben Sie unseren Lesern doch das Produkt Lupl. Was ist neu daran?
Dr. Brandi: Lupl ist nicht einfach ein weiteres Stück Software. Unsere Idee ist, eine Plattform für alle im juristischen Eco-System Beteiligten zu schaffen. Es soll ein Kommunikationsinstrument rund um das Mandat entstehen, nur darüber soll zwischen den Akteuren im Unternehmen und den beteiligten Anwälten kommuniziert werden. Für externe Softwareanbieter und andere Dienstleister im Rechtsmarkt ist das System offen. Lupl wird sich zu einem ordnenden Tool entwickeln, das sich an bereits existierende andere Produkte – etwa: Dokumentenmanagement, Zeiterfassung, virtuelle Räume – mittels vorkonfigurierter Schnittstellen andocken lässt. Im Kern haben wir also eine Synchronisierungssoftware für den Rechtsmarkt gebaut.
Deutscher AnwaltSpiegel: Stichwort Datenschutz. Wie sicher ist Lupl?
Dr. Brandi: Wir haben uns für eine cloudbasierte Lösung entschieden, unsere Server stehen derzeit in den USA, in Texas. Nach Abschluss der Testphase wird die Technologie zur Reduzierung von Abhängigkeiten dezentral aufgestellt werden. Nach menschlichem Ermessen ist das System genauso sicher wie zum Beispiel Blackberry oder Outlook. Es ist zertifiziert und schon heute mehrfach extern geprüft.
Deutscher AnwaltSpiegel: Wie entstand die Idee zu dem Projekt?
Dr. Brandi: Die Initiative ging vom technischen Kreativteam bei CMS International aus. Ausgangsüberlegung war, dass ein solches Tool im Rechtsmarkt erkennbar fehlt. Es gibt eine Vielzahl von Kommunikationskanälen und Informationssystemen, die in einem Mandat zum Einsatz kommen. Dies zu verschlanken ist die Zielsetzung, um komplexe juristische Sachverhalte effizienter bearbeiten zu können. Dabei ist schnell klar geworden, dass im Ergebnis kein deutsches oder europäisches Produkt stehen kann, sondern dass ein globaler Ansatz zu finden war.
Deutscher AnwaltSpiegel: Nun ist Lupl kein exklusives Tool von CMS. Würden Sie uns bitte die Gesellschafterstruktur des eigens dafür gegründeten Unternehmens skizzieren?
Dr. Brandi: Gründungspartner des Projekts sind neben CMS die Sozietäten Cooley aus den USA und Raja & Tann, Singapur, ein führendes asiatisches Anwaltsbüro. Es war wichtig, von Anfang an auch diese großen Märkte einzubinden.
Deutscher AnwaltSpiegel: Und wie arbeiten Sie in der Praxis zusammen?
Dr. Brandi: Wir haben für Lupl ein Global Board, besetzt mit Partnern der drei Sozietäten, gegründet. Das ist das oberste Entscheidungsgremium. Zudem haben wir von Anfang an ein Client-Advisory-Board eingerichtet, dem zahlreiche führende Unternehmensjuristen angehören. Es fließt also viel Know-how von der Mandantenseite in die Entwicklung ein. Die operative Steuerung auf CMS-Seite ist in Frankfurt am Main verankert. Unser Executive Partner Duncan Weston und Executive Director Matthias Lichtblau tragen hier die Verantwortung.
Deutscher AnwaltSpiegel: Bilden die drei Gründungssozietäten einen Closed Shop, oder ist die Aufnahme weiterer Gesellschafter geplant?
Dr. Brandi: Unser Gesellschafterkreis ist derzeit geschlossen. Ob sich das zukünftig ändert, hängt von der weiteren Entwicklung ab.
Deutscher AnwaltSpiegel: Als ich die Ankündigung zu Lupl las, war mein erster Gedanke: Weshalb sollten Wettbewerber von Ihnen eigentlich eine Plattform nutzen, auf der sie dann alle mandatsrelevanten Themen abspeichern?
Dr. Brandi: Die Vertraulichkeit und Datensicherheit sind zu 100% sichergestellt. Die Gesellschafterkanzleien erhalten keinerlei Informationen, es ist auch ausgeschlossen, dass wir irgendwelche Inhalte anderer sehen.
Deutscher AnwaltSpiegel: Die Gründer haben bislang nach eigenen Angaben etwa 10 Millionen Euro in die Produktentwicklung investiert. Welches Businessmodell haben Sie für Lupl vorgesehen?
Dr. Brandi: Offen gesagt, das ist noch in der Diskussion. Ich denke, wenn die auftraggebenden Mandanten das System für sich entdeckt haben und es nutzen möchten, dann werden die Anwälte sicher folgen. Daraus entsteht voraussichtlich eine recht schnelle Durchsetzung am Markt.
Deutscher AnwaltSpiegel: Und wie geht es weiter mit Lupl?
Dr. Brandi: Derzeit befinden wir uns in der nichtöffentlichen Betaphase, in der auch weitere Kanzleien und Unternehmen das System testen. Die Resonanz ist bislang ausgesprochen positiv. Es haben sich viele Kanzleien bei uns gemeldet, die das System gern kennenlernen möchten. Anfang 2021 werden wir Lupl dann dem Markt präsentieren.
Deutscher AnwaltSpiegel: Lieber Herr Dr. Brandi, vielen Dank für dieses Gespräch. Wir werden die weitere Entwicklung von Lupl interessiert begleiten.