„Wir sind auf einem klaren Wachstumskurs“
Deutscher AnwaltSpiegel im Gespräch mit Dr. Jens-Uwe Hinder und Hanno Timner, den deutschen Managing Partnern von Morrison & Foerster
Aus Hogan Lovells in Berlin wird das deutsche Team von Morrison & Foerster, einem der Topplayer in den internationalen Märkten mit einer besonderen Stärke in technologieorientierten Branchen. Der Start in Deutschland hat vor einem guten Dreivierteljahr für Aufsehen in der Szene gesorgt. Wo steht die Kanzlei – international bekannt als „MoFo“ – heute, welchen strategischen Ansatz verfolgt sie, und wo geht die Reise hin? Thomas Wegerich sprach darüber mit Hanno Timner und Dr. Jens-Uwe Hinder, den beiden deutschen Managing Partnern der Sozietät.
AnwaltSpiegel: Wie lautet Ihr erstes Zwischenfazit mit Blick auf die Startphase von Morrison & Foerster im deutschen Rechtsmarkt?
Hinder: Wir hatten einen sehr guten und erfreulichen Start mit unserem am Markt bekannten und erfahrenen Team in Deutschland. In einer Reihe bedeutender Mandate und Transaktionen konnten wir seitdem auch den Namen Morrison & Foerster am Markt bereits bekanntmachen.
Timner: Morrison & Foerster hat international einen hervorragenden Ruf – das kommt uns auch hier in Deutschland zugute. Es sind uns nahezu alle unsere Mandanten zu Morrison & Foerster gefolgt, und gleichzeitig konnten wir uns von Anfang an bei den internationalen Netzwerkmandanten unserer neuen Sozietät sehr gut positionieren.
AnwaltSpiegel: Das sehr medienwirksame Mandat des Axel-Springer-Verlags beim Kauf des Fernsehsenders N24 unmittelbar nach dem Start unter der MoFo-Flagge war ja geradezu eine Punktlandung für Sie. Und ein Signal an den Markt, denn in dem Deal hätte man eher Milbank oder Hengeler erwarten können.
Hinder: Ja, das war ein perfekter Start für uns. Es zeigt zugleich, wie vernetzt wir im Medien- und insbesondere TV-Business aufgestellt sind. Und rückblickend kann man eines klar sagen: In der alten Konstellation hätten wir das Springer-Mandat wohl nicht bekommen. Aber gleichzeitig waren wir an weiteren zahlreichen und prominenten Transaktionen beteiligt, wie zum Beispiel bei Intel oder Apple sowie gegenwärtig bei der prominenten Übernahme von Sky Deutschland und Sky Italia durch BSkyB, bei der wir unseren langjährigen Mandanten 21st Century Fox beraten.
AnwaltSpiegel: Ihr Büro umfasst derzeit etwa 30 Berufsträger. Ist das die Größe, die ein internationales Schwergewicht wie MoFo – Berlin ist das weltweit 17. Büro Ihrer Sozietät – im nicht ganz unbedeutenden deutschen Markt braucht?
Timner: Wir sind auf einem klaren Wachstumskurs und stellen fleißig junge Berufsträger und auch erfahrene Kollegen ein. Unsere jetzige Mannschaftsstärke ist nicht das Ende der Fahnenstange; aber Wachstum ist auch kein Selbstzweck, und wir nehmen uns Zeit, die Kollegen zu finden, die fachlich und auch persönlich zu uns passen.
AnwaltSpiegel: Das bedeutet was?
Timner: Wir können uns gut vorstellen, dass wir in überschaubarer Zeit in Berlin etwa 50 Berufsträger sein werden.
AnwaltSpiegel: Und jetzt kommt die Frage, die keine Sozietät in der Hauptstadt hören mag, die aber gleichwohl zu stellen ist: Ist Berlin der richtige Standort für eine Sozietät Ihres Zuschnitts?
Hinder: Wir haben bereits seit vielen Jahren unsere Arbeit erfolgreich von Berlin aus erledigt und sind davon überzeugt, dass wir das auch weiterhin tun werden. Als Kanzlei, die im transaktionsbezogenen TMT-Bereich einen Schwerpunkt hat, ist dies auch nicht überraschend, zudem Berlin als Standort im technologiebezogenen Venture- und Start-up-Bereich in den vergangenen Jahren eine sehr gute Entwicklung genommen hat. Für unsere US-Kollegen ist aber zudem die Nähe zur Politik in Berlin ein deutlicher Vorteil bei der Standortwahl gewesen, können wir doch viele Entwicklungen bereits frühzeitig begleiten.
AnwaltSpiegel: Und wird es der einzige Standort in Deutschland bleiben?
Timner: Unsere gute Positionierung in der Hauptstadt schließt natürlich nicht aus, dass wir ein weiteres Büro eröffnen, wenn das den Bedürfnissen unserer Mandanten entspricht.
AnwaltSpiegel: Lassen Sie uns doch jetzt einmal konkreter über die Strategie von MoFo sprechen. Wie wollen Sie die Sozietät weiterentwickeln?
Hinder: MoFo hat eine herausragende Positionierung bei der Transaktionsberatung, insbesondere in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT). Hier haben wir gemeinsam mit unseren Partnern im übrigen Europa, in den USA und in Asien das klare Ziel identifiziert, dass wir bei Transaktionen in diesem Segment eine marktführende Stellung in Deutschland erreichen. Unsere verschiedenen deutschen Teams in den Bereichen Gesellschafts-, Steuer-, Kartell- und Arbeitsrecht einschließlich Litigation sind dabei langjährig erfahren und genießen einen exzellenten Ruf am Markt, den wir bei der Weiterentwicklung unserer Strategie nutzen werden.
Timner: Und grundsätzlich ist es so, dass wir in allen unseren Kernbereichen – sei es Corporate, M&A, Kartellrecht, Tax, Litigation oder Arbeitsrecht – gut aufgestellt sind. Zudem sind wir mit unseren Schwerpunkten in den Branchen Technologie, Medien, Telekommunikation, Real Estate und Finance strategisch sehr klar positioniert.
AnwaltSpiegel: Und wie habe ich mir das Verhältnis des Berliner Büros zur US-Mutter vorzustellen?
Hinder: In gewisser Weise haben wir ein „back to the roots“ vollzogen. US-Sozietätsstrukturen sind uns bereits seit vielen Jahren vertraut. Auch bei Morrison & Foerster haben wir weitestgehende Freiheiten, um unser Geschäft zu entwickeln, werden aber intensiv aus dem Netzwerk bei der Mandatsentwicklung unterstützt. Sehr positiv war für uns, dass wir uns von Beginn im vergangenen Herbst an extrem eng mit unseren internationalen Partnern und Kollegen vernetzen konnten.
Timner: Ja, das habe ich auch so erlebt. Das Verhältnis ist hervorragend. Es geht bei MoFo weniger um Management um des Managements willen als vielmehr sehr stark um die Kooperation untereinander. Der Ansatz ist marktorientiert und pragmatisch. Es besteht eine ganz ausgeprägte Kultur der gemeinsamen Mandatsarbeit. Für uns liegen darin ausgezeichnete Chancen mit Blick auf das Potential nicht nur bei den US-Mandanten, sondern auch international.
AnwaltSpiegel: Das klingt vielversprechend. Wie gehen Sie dabei mit dem Thema unterschiedlicher Honorarhöhen um?
Timner: In begrenztem Maß mag das ein Thema sein, aber so weit liegen wir gar nicht auseinander. Vor allem aber zählt die Qualität unserer Arbeit. Daran werden wir gemessen.
AnwaltSpiegel: Lassen Sie uns die Blickrichtung zum Schluss noch einmal wechseln: Geben Sie unseren Lesern doch bitte Ihre Einschätzung zu den wesentlichen aktuellen Entwicklungen im deutschen Rechtsmarkt.
Hinder: Nun, klar ist, dass die Preissensibilität in den Rechtsabteilungen zugenommen hat, so dass sehr genau auf Spezialisierungen nicht nur im jeweils relevanten Rechtsbereich, sondern auch im Sektorbereich geachtet wird. Die Auswahlkriterien von externen Rechtsberatern sind in den vergangenen Jahren strenger geworden. Und all das findet ja gleichzeitig statt! Eine weitere Entwicklung gerade bei international tätigen Unternehmen ist der Wunsch nach Rechtsberatung aus einem Guss. Das kommt uns zugute.
AnwaltSpiegel: Herr Timner, Herr Dr. Hinder, ich danke Ihnen für dieses offene Gespräch. Wir werden die weitere Entwicklung von MoFo beobachten.
Hinweis der Redaktion: GSK Stockmann & Kollegen ist eine Sozietät, bei der ein näherer Blick lohnt und spannende Einblicke eröffnet. Mit Stefan Koser und Dr. Olaf Schmechel steht nun erstmals ein Managing-Partner-Duo an der Spitze der Kanzlei. Was das für die Aufstellung von GSK bedeutet und welche strategischen Ziele die beiden verfolgen, lesen Sie in der nächsten Ausgabe des Deutschen AnwaltSpiegels. (tw)