Fünf Fragen an: Mathias Oberndörfer, Geschäftsführer von KPMG Law

Beitrag als PDF (Download)

Im Dezember 2016 erfolgte der Wechsel an der Spitze der KPMG Rechtsanwaltsgesellschaft mbH (KPMG Law) von Dr. Manfred Kessler zu Mathias Oberndörfer. Bereits im Januar 2017 gab die Kanzlei eine zukünftig ­veränderte Aufstellung und Ausrichtung bekannt. Über die damit verbundenen Hintergründe und ­strategischen Ziele sprach Thomas Wegerich mit dem neuen Geschäftsführer.

Deutscher AnwaltSpiegel: Herr Oberndörfer, seit Januar 2017 hat KPMG Law eine andere Organisationsstruktur als bisher. Würden Sie unseren Lesern bitte die Einzelheiten der Neuaufstellung erläutern?

Oberndörfer: Die Neuaufstellung ist gleichbedeutend mit einer noch stärkeren Konzentration auf den Mandanten und seine Themen anstelle der klassischen Ausrichtung nach Rechtsgebieten. Wir nehmen den Mandanten als Ausgangspunkt und fragen uns, wie wir ihn optimal unterstützen können.

Es gibt vier Solution-Lines, von denen sich drei an Sektoren orientieren: „Legal Public Sector“ und „Legal Financial Services“ kümmern sich um Mandanten aus den jeweiligen Segmenten. Denn sowohl die öffentliche Hand und ihre Unternehmen als auch der Finanzsektor unterscheiden sich von anderen Bereichen und folgen ihren eigenen Regeln.

Die dritte Solution-Line heißt „Legal Operations“ und adressiert den Bedarf von Mandanten aus dem Corporates- und Mittelstandssegment sowie dem internationalen Umfeld. In dieser Solution-Line werden unter anderem Umstrukturierungen beraten, Leistungen aus dem Bereich Corporate Housekeeping gebündelt, aber auch der Bereich Legal Technology aufgebaut.

Die vierte Solution-Line „Legal Deal Advisory“ umfasst das Transaktionsgeschäft. Hier wollen wir ebenfalls weiter wachsen.

Deutscher AnwaltSpiegel: Welche strategischen Ziele sind mit den Änderungen verbunden?

Oberndörfer: Wir wollen als KPMG Law die Kanzlei sein, an die man zuerst denkt, wenn es um multidisziplinäre Beratung geht. Durch die Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner KPMG wollen wir die Kanzlei darüber hinaus zu einer der führenden Einheiten im Bereich Legal Tech machen.

Für unser Wachstum ist aus meiner Sicht besonders wichtig, dass jeder Anwalt sich auf ein bestimmtes Mandantensegment fokussiert. Unser Mandant soll merken, dass sein Anwalt ein Fachexperte ist. Der Kunde will einen juristischen Berater, der mit ihm auf Augenhöhe sprechen kann – auch, weil er ein Branchenkenner ist. Unsere Kollegen werden daher ihre individuellen Branchenprofile weiter schärfen.

Deutscher AnwaltSpiegel: Es ist erkennbar, dass KPMG Law nunmehr die engere Anbindung an die KPMG AG Wirtschafts­prüfungsgesellschaft sucht. Ist hier in der Vergangenheit ein vorhandenes Marktpotential nicht optimal genutzt worden?

Oberndörfer: Aus unserer Sicht wird die steigende Nachfrage nach multidisziplinären Lösungen den Kanzleimarkt in den kommenden Jahren nachhaltig verändern. Die Herausforderungen unserer Kunden sind oft mehrdimensional und erfordern einen Lösungsansatz, der neben der rechtlichen und steuerlichen auch die betriebswirtschaftliche Komponente abdeckt. In enger Zusammenarbeit mit KPMG sind wir in der Lage, diese ganzheitliche Beratung schnittstellenlos anzubieten. Die Verbindung von rechtlicher und wirtschaftlicher Expertise in einem schlagkräftigen Beratungsteam bietet Effizienz- und Kostenvorteile sowie Planungssicherheit sowohl für die Privatwirtschaft als auch den öffentlichen Sektor. One-Stop-Shopping wird deshalb in Zukunft ein entscheidender Faktor bei der Kanzleiwahl.

Deutscher AnwaltSpiegel: Interessant finde ich die Einrichtung des Bereichs „Legal Operations“, der von Dr. Konstantin von Busekist geleitet wird. Ziel ist es, Lösungen zu den ­Zukunftsthemen Industrie 4.0 und Legal Tech zu entwickeln und anzubieten. Würden Sie das bitte näher erklären?

Oberndörfer: Der Bereich „Legal Operations“ bündelt eine Vielzahl von Lösungen für Unternehmen, unter anderem die von Ihnen angesprochenen Zukunftsthemen wie Legal Technology.

Der Ausbau von Legal-Tech-Lösungen sowie darauf aufbauenden Dienstleistungen spielt für Kanzleien eine zunehmend wichtigere Rolle. Der Einsatz technologischer Lösungen in standardisierbaren Bereichen wird wichtige Ressourcen freimachen für die Wahrnehmung komplexerer Aufgaben, sowohl in Kanzleien als auch in Unternehmen.

Bei KPMG Law haben wir den Vorteil, dass KPMG schon seit einiger Zeit solche Lösungen entwickelt, die im Kanzleimarkt noch Neuland sind. Hier können wir aufsetzen und unsere spezifischen Dienstleistungen gestalten. Diese neuen Legal-Tech-Lösungen versprechen nicht nur mehr Effizienz, sondern auch eine Qualitätssteigerung, die unseren Mandanten zugutekommt.

Ich gehe davon aus, dass Legal Tech in allen Rechtsgebieten Einzug halten wird. Unsere Aufgabe als Kanzlei ist es, diese Lösungen mitzuentwickeln und für unsere Mandanten verfügbar zu machen.

Deutscher AnwaltSpiegel: Wo sehen Sie KPMG Law heute und in zwei Jahren – insbesondere im Vergleich zu den konkurrierenden Einheiten von PwC Legal, EY und Deloitte?

Oberndörfer: Wie gesagt, der Markt der multidisziplinären Dienstleistungen, also der Arbeit über einzelne Fachgebiete hinweg, wird zunehmen. Durch die Zusammenarbeit mit KPMG ist KPMG Law hier in einer hervorragenden Ausgangsposition.

Deutscher AnwaltSpiegel: Herr Oberndörfer, vielen Dank für das Gespräch. Wir werden die Entwicklung von KPMG Law im deutschen Rechtsmarkt weiter begleiten.

 

23 replies on “Mandanten first, One-Stop-Shop und Legal Tech”

Comments are closed.

Aktuelle Beiträge