Fünf Fragen an: Dr. Michael Zollner, LL.M., Geschäftsführer von Lawyers on Demand Deutschland (LOD)

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Der Rechtsmarkt befindet sich in Bewegung. Ein Aspekt dabei ist, dass es – aus unterschiedlichen Gründen – in Unternehmen und Kanzleien zunehmend Bedarf an Positionen gibt, die nur zeitweise besetzt werden. Hier kommen Anbieter wie Lawyers on Demand (LOD) zum Zug, die seit Anfang 2018 in Deutschland aktiv sind. Thomas Wegerich sprach mit dem LOD-Geschäftsführer Dr. Michael Zollner über das Geschäftsmodell und die Marktchancen.

Deutscher AnwaltSpiegel: Herr Dr. Zollner, seit Anfang 2018 ist Lawyers on Demand (LOD) im deutschen ­Rechtsmarkt von München aus aktiv. Wie war die ­Entwicklung bisher?

Dr. Zollner: LOD ist in Deutschland seit Februar vergangenen Jahres operativ tätig. Die Entwicklung in den zurückliegenden 14 Monaten war ausgesprochen positiv. Wir sind mehr als doppelt so schnell gewachsen wie erwartet und konnten von Beginn an bundesweit namhafte Unternehmen und Kanzleien mit unseren Lösungen unterstützen. Es bestätigt sich, dass es hierzulande einen großen und stetig wachsenden Bedarf an gut qualifizierten Interimsanwälten für Rechtsabteilungen und Kanzleien gibt.
Was uns besonders freut ist die Tatsache, dass es uns gelungen ist, in relativ kurzer Zeit einen Pool an erfahrenen und erstklassig ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen aufzubauen, die als selbständige Rechtsanwälte interimsweise für unsere Kunden tätig werden. Immer mehr Kolleginnen und Kollegen sind offen für neue, flexible Karrierewege. Darauf wollen wir aufbauen, um zukünftig noch mehr Unternehmen und Kanzleien mit individuell passenden Lösungen für Flexible Legal-Resources unterstützen zu können.

Deutscher AnwaltSpiegel: Bitte erläutern Sie unseren Lesern die Strategie Ihres Unternehmens.

Dr. Zollner: Um unseren Kunden bundesweit optimale Lösungen bieten zu können, erachten wir zwei Punkte als wesentlich:
Erstens: Die Auswahl und Pflege des LOD-Lawyer-Pools. Die Qualität des Angebots für unsere Kunden hängt wesentlich von der Qualität des Pools an Anwältinnen und Anwälten ab, mit denen wir zusammenarbeiten. Unsere Kunden erwarten von uns, dass LOD-Anwälte ihren hohen Anforderungen sowohl in fachlicher als auch in menschlicher Hinsicht entsprechen. Die sorgfältige Auswahl und der regelmäßige Austausch mit den Anwältinnen und Anwälten aus dem LOD-Lawyer-Pool ist ein neuralgischer Faktor für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit allen Parteien, in den wir viel Zeit und Aufwand investieren.
Zweitens: Die Konzentration auf das Kerngeschäft. LOD ist ein spezialisierter Anbieter für Flexible Legal-Resources. Darauf fokussieren wir uns sowohl auf Kunden- als auch auf Anwaltsseite. Diese Konzentration auf das Kerngeschäft erachten wir als zentral, um unserem hohen Qualitätsanspruch gerecht zu werden.

Deutscher AnwaltSpiegel: Sie bieten Services für ­Unternehmen und Kanzleien an. Bitte schildern Sie uns das etwas detaillierter.

Dr. Zollner: Der überwiegende Teil unserer Kunden sind große und mittelständische Unternehmen, die aus verschiedenen Gründen zeitweise Kapazitätsengpässe in ihrer Rechtsabteilung haben. Dies ist häufig der Fall bei Elternzeit, strategischen Projekten oder Transaktionen, aber auch bei unbesetzten Stellen. Im Bereich gut qualifizierter Wirtschaftsrechtsanwälte herrscht nahezu Vollbeschäftigung, und oftmals dauert es mehrere Monate, bis offene Positionen mit passenden Anwälten nachbesetzt werden können. In dieser Phase helfen LOD-Anwälte, die internen Ressourcenengpässe zu überbrücken.
Dabei spielt es auch eine Rolle, dass viele Kanzleien Secondment-Anfragen ihrer Mandanten häufig nicht mehr bedienen können oder wollen. Auch für Wirtschaftsrechtskanzleien ist es zunehmend herausfordernd, dauerhaft die richtige Anzahl an Mitarbeitern mit der richtigen Qualifikation vorzuhalten. Nicht zuletzt haben jüngste Marktentwicklungen im Litigation-Bereich das Modell „Lawyers on Demand“ auch für Kanzleien interessant gemacht.

Deutscher AnwaltSpiegel: Auf welche Rechtsgebiete ­konzentrieren Sie sich im deutschen Markt, und wie groß ist das Team von Anwälten, das für LOD aktiv ist?

Dr. Zollner: Der LOD-Lawer-Pool umfasst Rechtsanwältinnen und -anwälte aus allen Fachrichtungen, die für Unternehmen und Rechtsabteilungen größerer und mittelständischer Unternehmen von Relevanz sind. Dazu zählen in erster Linie allgemeines Wirtschafts- und Vertragsrecht, IP/IT-Recht, Gesellschaftsrecht sowie Arbeitsrecht. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Secondment-Einsätze von LOD-Anwälten liegt im Bereich Commercial/IT, also in der rechtlichen Beratung der operativen Einheiten der Unternehmen. Aber auch projektweise Unterstützung im Bereich Compliance wird zunehmend angefragt sowie natürlich der „Dauerbrenner“ Datenschutzrecht.
Der aktuelle Anwaltspool von LOD in Deutschland umfasst etwa 80 Anwältinnen und Anwälte und ist stetig wachsend. Weltweit umfasst der LOD-Pool mehr als 650 Berater an zehn Standorten in sieben Ländern.

Deutscher AnwaltSpiegel: Lassen Sie uns in die Glaskugel schauen. Wo wird LOD in weiteren zwei und in fünf Jahren im deutschen Rechtsmarkt stehen?

Dr. Zollner: LOD zählt zu den Pionieren im Bereich New Law. Es ist das Ziel von LOD, die Position als einer der weltweit führenden Anbieter für Dienstleistungen im Bereich Flexible Legal-Resources auszubauen und das Angebot für Kunden und Rechtsanwälte fortlaufend um neue Services, Regionen und Technologien zu erweitern. Der deutsche Markt spielt bei der Wachstumsstrategie eine wichtige Rolle. Der Rechtsmarkt befindet sich hierzulande in einer Umbruchphase, die gerade erst begonnen hat. Der Bedarf an alternativen Beratungs- und Beauftragungsmodellen im Rechtsbereich wird weiter zunehmen. Es ist unser Ziel, LOD in Deutschland als führenden Anbieter für Flexible Legal-Resources zu etablieren.
Ein zweites Thema, das auf der Agenda steht, ist der Bereich Designed Solutions, also das Staffing und Management von ganzen Teams zur Erledigung rechtlicher Aufgabenstellungen, dauerhaft oder im Rahmen von Projekten. LOD ist weltweit bereits sehr erfolgreich in diesem Bereich unterwegs, und wir wollen auch in Deutschland die Voraussetzungen schaffen, um unseren Kunden Designed Solutions anbieten zu können.

Deutscher AnwaltSpiegel: Herr Zollner, vielen Dank für die Einblicke, die Sie unseren Lesern gewährt haben.

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