Der Deutsche AnwaltSpiegel im Gespräch mit Elisabeth Lepique und Dr. Markus Sengpiel, dem neuen Managing-Partner-Duo der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

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Seit gestern wird die Sozietät Luther von einem ­teilweise neuen Managementteam geführt. Elisabeth Lepique löst Prof. Dr. Hans-Georg Hahn ab, der sich nach vier Jahren wieder ganz dem Mandatsgeschäft widmen wird. Sie ist die erste Frau an der Spitze der Sozietät, die sie gemeinsam mit Dr. Markus Sengpiel führen wird, der damit in seiner zweiten Amtsperiode am Steuer bleibt. Luther ist in Bewegung. Die Kanzlei hat viel in die eigene Marke und Positionierung investiert; in Asien erfolgte eine Expansion nach Myanmar. Zugleich setzt Luther konsequent auf den Full-Service-Ansatz. Was ist künftig von der Sozietät zu erwarten? Thomas Wegerich sprach mit Elisabeth Lepique und Dr. Markus Sengpiel.

Deutscher AnwaltSpiegel: Wo steht Luther heute, welche Zielsetzungen haben Sie mit Blick auf 2014/2015?

Sengpiel: Die Kanzlei hat sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt. Das gilt für unsere Geschäftszahlen, die Weiterentwicklung der Marke Luther im Markt – insbesondere aber auch für den Ausbau der für unsere Mandanten strategisch relevanten Beratungsfelder auf höchstem Niveau. Dazu zählt auch, dass wir neben dem gehobenen Mittelstand im Vergleich zu früher immer häufiger auch für Bluechipunternehmen aktiv werden. Hieran wollen wir anknüpfen und die Positionierung von Luther im Markt als echte deutsche Full-Service-Kanzlei mit internationaler Ausrichtung weiter ausbauen.

Deutscher AnwaltSpiegel: Sie sprachen auch davon, ­„zukunftsträchtige Beratungsthemen“ ausbauen zu wollen. Welche sind das?

Lepique: Zunächst: Mit unserem Full-Service-Ansatz setzen wir bewusst darauf, unsere Mandanten aus einer Hand zu allen strategisch wie operativ relevanten Fragen beraten zu können. Insofern kommt allen Beratungsfeldern, die wir anbieten, hohe Bedeutung zu. Mit Blick auf die Themen der Zukunft wird aber sicherlich immer entscheidender, als Berater über eine profunde Sektorexpertise zu verfügen. Das bedeutet, das Geschäft der Mandanten auch wirklich zu verstehen und sich mit diesem Branchen-Know-how weiter zu spezialisieren. In diesem Kontext haben wir zuletzt entsprechende Sektorgruppen gebildet, um unsere Mandanten in besonders zukunftsträchtigen Bereichen wie Energy, Healthcare oder IT noch punktgenauer begleiten zu können.

Deutscher AnwaltSpiegel: Einer der traditionellen Schwerpunkte Ihrer Kanzlei ist die Beratung im Public Sector. Dafür stehen ja insbesondere auch Sie, Frau Lepique. Wie und mit welchen Beratungsansätzen wollen Sie diese Position noch weiter stärken?

Lepique: In der Tat ist die umfassende Beratung im öffentlichen Sektor eine unserer Stärken. Die Praxis ist im Markt exzellent positioniert, was sich insbesondere in der stetig steigenden Zahl von bundesweit wahrgenommenen, wegweisenden Mandaten zeigt. Luther profitiert bei der Beratung der öffentlichen Hand im Vergleich zu den Wettbewerbern von der breiten Aufstellung in der Fläche. Für uns als Wachstumstreiber ist es auch in diesem Feld unumgänglich, am Puls der Zeit zu sein und den Beratungsbedarf der Mandanten zu antizipieren. Dazu zählt sicher die fortschreitende Tendenz zur Rekommunalisierung von Strom- und Gasnetzen und zur energetischen Optimierung öffentlicher Einrichtungen. Parallel wollen wir das große Synergiepotential noch effizienter heben, das zwischen dem öffentlichen Sektor und weiteren Beratungsfeldern bei Luther besteht.

Deutscher AnwaltSpiegel: Gibt es in Deutschland bestimmte Standorte, an denen Sie expandieren möchten?

Sengpiel: Wir sind mit unseren elf Standorten in Deutschland flächendeckend sehr gut aufgestellt; diese regionale Präsenz und die damit verbundene Nähe zu unseren Mandanten ist sicher ein Alleinstellungsmerkmal von Luther innerhalb der Gruppe international ausgerichteter Großkanzleien. Strategisch ergeben sich immer Möglichkeiten, einzelne Standorte weiter zu verstärken, wie wir dies zuletzt etwa in Stuttgart und Düsseldorf getan haben. Diese strategischen Möglichkeiten werden kontinuierlich mit Blick auf alle Standorte geprüft.

Deutscher AnwaltSpiegel: Gibt es auch Bereiche und Marktsegmente, in denen ­Luther sich zurückziehen oder die Positionierung einschränken will?

Sengpiel: Nein, unser strategischer Full-Service-Ansatz hat sich bewährt.

Deutscher AnwaltSpiegel: Bitte verraten Sie unseren Lesern, welche Schritte der Rechtsmarkt auf der internationalen Ebene von Ihrer Sozietät zu erwarten hat.

Lepique: International haben wir unsere Präsenz zuletzt insbesondere in Asien erweitert: So sind wir nun seit gut einem Jahr mit einem Büro in Myanmar vertreten, in Ergänzung zu unseren Standorten in Singapur und Schanghai. Hinzu kommt eine weitere Stärkung unserer Ressourcen in London, Luxemburg und Brüssel. Überdies sind wir Mitglied des internationalen Netzwerks Taxand. Internationalität steht für uns ganz oben auf der Agenda, schließlich ist grenzüberschreitende, integrierte Rechtsberatung ein wesentliches Standbein für unsere Sozietät. Insofern werden wir auch künftig kontinuierlich prüfen, ob es weitere Expansionsmöglichkeiten für uns gibt.

Deutscher AnwaltSpiegel: Lassen Sie uns die Blickrichtung ändern: Ist Luther heute intern strukturell gut aufgestellt? Welche Aufgaben erwarten Sie hier?

Sengpiel: In der jüngsten Vergangenheit haben wir unsere Stabsfunktionen wie Business-Development, HR und IT kontinuierlich ausgebaut. Dadurch können wir garantieren, dass unsere Berater bestmöglich unterstützt werden und sich auf das Wesentliche, also ihre Mandatsarbeit, konzentrieren können. Auf der Anwaltsseite steht Luther für organisch starkes Wachstum, wir gewinnen also immer wieder starke Partner aus den eigenen Reihen. Gleichzeitig ist es uns gelungen, uns in strategisch wichtigen Bereichen mit Quereinsteigern zu verstärken und unsere Rolle im Bewerbermarkt signifikant zu verbessern. Insgesamt sind wir intern also sehr gut aufgestellt, unsere strukturelle Ausrichtung stimmt. Diese Professionalisierung werden wir weiter fortsetzen.

Deutscher AnwaltSpiegel: Die Nachwuchsgewinnung ist für alle Kanzleien ein großes Thema. Warum sollte sich ein junger Spitzenjurist für eine Karriere bei Luther entscheiden? Und was erwartet ihn dann?

Lepique: Luther bietet Nachwuchsjuristen ein attraktives Gesamtpaket mit langfristigen Entwicklungsperspektiven. Dazu gehören realistische Karrierechancen, exzellente Weiterbildung, guter Support sowie eine hervorragende Arbeitsatmosphäre. Überdies werden Associates früh in die konkrete Mandatsarbeit eingebunden – bei uns ist dieser Anspruch wirklich „gelebte“ Praxis und existiert nicht nur auf dem Papier. Die Gesamtschau dieser Aspekte ist es, die junge Talente von uns überzeugt.

Deutscher AnwaltSpiegel: Sie, Frau Lepique, sind die erste Frau an der Spitze der Kanzlei. Ist Diversity ein Bereich, den Sie besonders im Fokus haben? Und allgemeiner gefragt: Wo steht Luther hier?

Lepique: Beim Thema Diversity ist Luther traditionell weit vorne, wie beispielsweise der im Vergleich zu Wettbewerbern relativ hohe Frauenanteil bei unseren Rechtsanwälten und Steuerberatern zeigt. Generell ist Diversity ein essentieller, aber eben auch selbstverständlicher Teil unserer Kanzleiphilosophie. Insofern hat dieses Thema bei meiner Wahl zum Managing Partner keine Rolle gespielt. Vielmehr ist es schlicht selbstverständlich, dass sich jeder bei Luther weiterentwickeln kann, wenn Leistung und Persönlichkeit stimmen – ganz unabhängig etwa vom Geschlecht oder der Herkunft.

Deutscher AnwaltSpiegel: Nochmals Szenenwechsel: Die Kräfteverhältnisse im Rechtsmarkt haben sich in den letzten Jahren verschoben. Unternehmen und Rechtsabteilungen sitzen an einem längeren Hebel als früher. Wie kommt dieser Wandel in einer Sozietät wie Luther an?

Sengpiel: Auch wir bemerken einen gewissen Wandel in den vergangenen Jahren: Rechtsabteilungen werden sukzessive ausgebaut, auch die Mandatsvergabe läuft häufig anders, nämlich unter starker Einbindung der Einkaufsabteilung der Unternehmen. Umso entscheidender ist, dass man nicht nur rechtliche Qualität liefert, sondern auch in einer Position ist, Beratungsleistungen effizient erbringen zu können. Zudem sind alternative und vor allem flexiblere Vergütungsmodelle gefragt. Dies erfordert mehr und mehr, dass Kanzleien sowohl das Geschäftsmodell als auch die internen Abläufe der Leistungserbringung hieran anpassen.

Deutscher AnwaltSpiegel: Diese Entwicklung wird sich vermutlich fortsetzen. Welche Trends sehen Sie in den nächsten Jahren im Rechtsmarkt, national und international?

Lepique: Der Rechtsberatermarkt wird sich insgesamt weiter segmentieren, Kanzleien passen ihre Strategien den veränderten Rahmenbedingungen noch stärker an. Denn die Unternehmen werden sich sehr genau ansehen, welche Sozietät nachhaltig zu ihnen passt: etwa mit Blick auf das Beratungsportfolio, grenzüberschreitende Kapazitäten – aber auch, was das Beraterprofil anbelangt, das einem deutlichen Wandel unterworfen ist. Umso mehr kommt es also auch künftig darauf an, als Kanzlei auf allen Ebenen glaubwürdig zu agieren und den Fokus auf vertrauensvolle, dauerhafte Mandantenbeziehungen zu legen. Ein Ansatz, der bei Luther von jeher oberste Priorität genießt. Wir sind also gut aufgestellt, um gemeinsam mit unseren Mandanten die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können.

Deutscher AnwaltSpiegel: Frau Lepique, Herr Sengpiel, herzlichen Dank für die Einblicke, die Sie uns gegeben haben. Wir werden die weitere Entwicklung von Luther im Rechtsmarkt begleiten und beobachten.

Hinweis der Redaktion:

In der kommenden Ausgabe des Deutschen AnwaltSpiegels lesen Sie in der Rubrik „Marktplatz“ ein Interview mit Hanno Timner und Dr. Jens-Uwe Hinder, beide deutsche Managing Partner der US-Sozietät Morrison & Foerster. MoFo ist international einer der Topplayer im Markt mit einer besonderen Stärke in technologieorientierten Branchen. Der Start in Deutschland mit der Übernahme des gesamten Berliner Büros von Hogan Lovells hat vor einem Dreivierteljahr für Aufsehen in der Szene gesorgt. Lesen Sie, wo die Kanzlei heute steht, welchen strategischen Ansatz sie verfolgt – und wo die Reise hingehen soll. (tw)

„Echte deutsche Full-Service-Kanzlei mit internationaler Ausrichung“ als PDF (Download)

 

 

 

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