Anja Kahle, General Counsel, Group Vice President Legal, Ludwigsburg
In der Ausgabe 04/2017 des Deutschen AnwaltSpiegels haben wir die Rubrik „Im Profil“ eröffnet, in der wir in loser Folge Rechtsabteilungen vorstellen. Bislang haben wir über die SAP SE, thyssenkrupp und Heraeus berichtet. In der heutigen Ausgabe setzen wir die Reihe fort: Anja Kahle, General Counsel, Group Vice President Legal bei MANN+HUMMEL, gibt Einblicke in ihre Organisation. Auf der Grundlage eines immer gleichen Fragenkatalogs möchten wir mit unserer neuen Rubrik dazu beitragen, eine Vergleichbarkeit herzustellen und den Rechtsmarkt an dieser Stelle transparenter zu gestalten.
Wie ist die Abteilung intern aufgestellt?
Die Abteilung Legal & Compliance (LC) von MANN+ HUMMEL ist global aufgestellt und als sogenannte Corporate Function weltweit für die Themen Recht, Intellectual Property, Corporate Audit, Compliance und Insurance zuständig. Die fünf Bereiche der Corporate Function LC sind als eigenständige Abteilungen organisiert, die alle an den General Counsel berichten. Die Funktionen Recht, Intellectual Property und Corporate Audit sind zusätzlich in drei Regionen (Americas, Europe und APAC) unterteilt, während Compliance und Insurance zentral aufgestellt sind.
Wie viele Mitarbeiter und welche fachliche Ausrichtung gibt es?
Die Corporate Function LC umfasst weltweit 40 Mitarbeiter. Fachliche Ausrichtungen:
- Business Law – including IT, Property, Warranty, Product Liability etc.
- Corporate Law
- M&A
- Labor Law
- Intellectual Property
Wie ist das Verhältnis zu den Abteilungen Litigation und Compliance?
Der Bereich Litigation wird von den Kollegen der Rechtsabteilung bearbeitet. Compliance ist eine eigenständige Funktion.
Wie sind die Berichtswege und Zuständigkeiten organisiert?
Die fünf Bereiche der Corporate Function LC sind als eigenständige Abteilungen organisiert, die alle an den General Counsel berichten. Für die Bereiche Corporate Audit und Compliance sind zusätzliche Berichtslinien direkt an die Geschäftsführung eingerichtet.
Wie und nach welchen Kriterien werden externe Anwaltskanzleien ausgesucht und beauftragt?
Der Bereich LC ist weltweit zuständig für die Beauftragung von externen Kanzleien. In allen relevanten Ländern werden Kanzleien für das Law-Firm-Panel ausgewählt, und mit diesen werden Honorarvereinbarungen für eine langfristige Zusammenarbeit vereinbart. Die Auswahl der Kanzleien erfolgt aufgrund von Ausschreibungen oder auf Basis der Spezialisierung der Kanzleien für besondere Themen.
Welche Vergütungsmodelle praktizieren Sie mit den externen Anwaltskanzleien?
Es gibt mit allen Kanzleien eine grundlegende Honorarvereinbarung auf Basis von Stundensätzen und Fixed Fees für wiederkehrende Services. Für größere Projekte wird teilweise eine Vereinbarung im Einzelfall mit Fixed Fees, Caps etc. auf Basis von Projektbeschreibung und Angebot abgeschlossen.
Welche Bedeutung hat das Legal-Process-Outsourcing in Ihrer Abteilung?
Die Angebote im Markt werden aufmerksam verfolgt und je nach Thema in Betracht gezogen. In der praktischen Umsetzung spielt das Thema zurzeit noch eine untergeordnete Rolle.
Welche Rolle spielen IT-Systeme in Ihrer Abteilung – Stichworte: E-Discovery, Dokumentenmanagement, Rechnungskontrolle?
IT-Systeme sind in unzähligen Prozessen im Unternehmen, etwa bei der Rechnungskontrolle, Rechnungsfreigabe, Auftragserteilung etc., verankert. Ebenso werden diese, teilweise im Einzelfall durch Beauftragung externer Dienstleister, für Spezialthemen (E-Discovery) eingesetzt.
Welche Rolle spielen die Schiedsgerichtsbarkeit und die Mediation in Ihrem Unternehmen?
Beide Themen spielen eine untergeordnete Rolle.
Welche Veränderungen – im Rechtsmarkt und in Ihrer Abteilung – erwarten Sie für die nächsten fünf Jahre?
Die umfassende Internationalisierung der Rechtsfragen und Lösungen in Unternehmen wird nach meiner Einschätzung – gerade bei global agierenden Konzernen – eine große Rolle spielen. Die Relevanz ausschließlich deutscher Rechtsfragen ist bereits heute stark zurückgedrängt. Insoweit wird die internationale Ausrichtung der Juristenqualifikation hoffentlich zunehmen. Ebenso werden die IT-gestützten Lösungen für rechtliche Anwendungen weiter zunehmen. Aus meiner Sicht wird sich in diesem Bereich allerdings auch zeigen, welche Lösungen sinnvoll sind und tatsächlich Vereinfachungen und/oder Verbesserungen mit sich bringen und welche Lösungen am Ende den Aufwand und/oder die Qualität auf gleichem Niveau halten.